Greenpeace erwartet Rekordpreise für russisches Öl und Gas

19. April 2022, Berlin
Umweltaktivisten erwarten für 2022 doppelt so hohe Gasrechnung - Amsterdam, APA/AFP (Themenbild)

Die Umweltorganisation Greenpeace erwartet, dass aus Deutschland heuer Rekordsummen für russisches Gas und Öl überwiesen werden. Wie Greenpeace am Dienstag unter Berufung auf eine eigene Analyse mitteilte, drohen die Ausgaben für russisches Öl heuer im Vergleich zum Vorjahr von 11,4 auf 14,3 Mrd. Euro anzusteigen. Die Importrechnung für Gas könnte sich aufgrund steigender Preise verdoppeln – von 8,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf 17,6 Mrd. Euro.

Dazu kommen laut Analyse rund zwei Milliarden Euro für russische Kohle. Die Zahlen basieren auf Schätzungen. Zuerst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ darüber berichtet.

Die EU hat sich auf einen Importstopp für russische Kohle geeinigt, mit einer Übergangsfrist von vier Monaten. Die deutsche Regierung ist dagegen, dass der Westen russische Gas- und Öllieferungen stoppt und hatte vor schweren Schäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Die Berliner Regierung betont, sie tue alles, um möglichst schnell die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu verringern. Vor allem beim Gas kann dies aber noch länger dauern.

Ein sofortiger Stopp für Energieimporte würde die russischen Einnahmen erheblich reduzieren und den finanziellen Spielraum des russischen Präsidenten Wladimir Putin empfindlich treffen, sagte Mauricio Vargas, Greenpeace-Volkswirt und Autor der Analyse, laut Mitteilung. Der russische Staatshaushalt finanziere sich zu mehr als einem Drittel durch die Einnahmen aus dem Energiegeschäft.

Wenn die deutsche Regierung vor einem Gasembargo zurückscheue, müsse sie umgehend alternative Sanktionsinstrumente wie eine „Friedensabgabe“ auflegen, die den Geldfluss nach Russland eindämme, meinte Vargas. Für eine solche Abgabe auf russisches Gas gebe es zwei Alternativen: Einen prozentualen Abschlag auf den in den Verträgen vereinbarten Referenzpreis zum Beispiel in Höhe von 50 Prozent oder eine Preisobergrenze auf Vorkriegsniveau, zu der Gas aus Russland importiert werden dürfe.

APA/dpa

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