„Gas bringt’s“: Entrüstung über Werbung für Erdgas

22. April 2022

Nach Kritik justiert Energie Steiermark Homepage nach. / In Causa Heizöl für Fernwärme spielt Landesrätin Ball weiter.

Es wirkte – vorsichtig formuliert – etwas aus der Zeit gefallen. Während in der Ukraine der Krieg tobt, Russland mit Sanktionen überzogen wird und die Gaspreise enorm steigen, lief in der Steiermark die Werbemaschinerie für einen Umstieg auf Erdgas-Heizungen munter weiter. Noch zu Wochenbeginn war auf der Homepage der Energienetze Steiermark, einer Tochter der Energie Steiermark, zu lesen, dass sich der Umstieg auf Gas beim Heizen „in mehr als einer Hinsicht“ auszahle – garniert mit pfiffigen Slogans wie: „Gas, denn sicher ist sicher“ oder „Gas bringt’s: Komfort durch Wärme auf Knopfdruck“.Über das Osterwochenende entzündete sich auf Twitter eine Debatte über diese Werbung, die in ähnlicher Weise auch auf den Webseiten anderer Landesenergieversorger (Burgenland, Tirol) zu finden waren. Gestern stimmte auch der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) per Aussendung in den Kritikerchor ein. „Wie durch Marktschreier wird hier ein Produkt angepriesen, welches keines der aufgelisteten Versprechen erfüllt“, so EEÖ-Geschäftsführerin Martina Prechtl-Grundnig.

Inzwischen hat man in Graz reagiert und die Homepage nachjustiert. Die inkriminierten Slogans sind verschwunden, unter dem Titel „So einfach kommen Sie zu Ihrem Gasanschluss“ finden sich nun nüchterne Infos zu den technischen Abläufen.

Die steirischen Grünen stoßen dennoch nach. Wenn auch die Gaswerbung vom Netz genommen worden sei, zeige sie sehr eindeutig die grundsätzliche Haltung des Landesenergieversorgers zur Energiewende und Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen, kritisiert Sandra Krautwaschl.

Bei der Energie Steiermark kontert man: „Wir investieren in den kommenden Jahren über zwei Milliarden Euro in erneuerbare Energie.“ Derzeit jedoch sei Erdgas für Industrie und Haushalte unverzichtbar, die Versorgung werde deshalb weiter gewährleistet, betonte ein Sprecher.

Nicht geringer fällt die Kritik aus, wenn statt Erdgas das um rund ein Viertel CO2-intensivere Heizöl verbrannt wird. Nachdem die Kleine Zeitung im Februar enthüllt hatte, dass die Energie Steiermark im Grazer Fernwärme-Heizwerk diesen Winter aus Kostengründen im großem Stil Öl verfeuert, hatten die Grünen Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) schriftlich zur Causa befragt. In der nun vorliegenden Antwort verweist Lackner darauf, dass brisante Fragen nach den verbrannten Ölmengen oder den weiteren diesbezüglichen Plänen „nicht in die Ressortzuständigkeit“ fallen. Sie spielt den Ball politisch damit weiter an Hermann Schützenhöfer (ÖVP) als Landeshauptmann Eigentümervertreter der Energie Steiermark. Inhaltlich verweist Lackner auf Bemühungen zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Die Frage der Grünen, wer Selbiges denn verhindere, entbehre „jeglicher Grundlage“.

Kleine Zeitung

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