Bayerisches Gas in Salzburg beschäftigt auch Vorarlberg

11. Mai 2022, Berlin

Am Freitag sprach sich die inzwischen frühere Wirtschaftsministerin nicht nur für Fracking aus. „Wir können mit österreichischem Steuergeld Vorsorge für die Speicher treffen, die dem österreichischen Bedarf dienen. Aber wir können nicht mit österreichischem Steuergeld Gas für Deutschland, Frankreich oder die Niederlande kaufen“, richtete Margarete Schramböck den Bayern in der WAZ aus.

Bayern sorgt sich wegen Haidach

Im Detail geht es um den Speicher Haidach in Salzburg. Dieser ist größer als alle bayrischen Speicher gemeinsam und beliefert große Teile der bayrischen Industrie. Die Eigentums- und Betreiberstrukturen sind komplex auf zwei Gazprom-Töchter aufgeteilt. Deutschland hat aufgrund des Ukrainekriegs die deutsche Tochter der beiden Unternehmen unter Treuhänderschaft gestellt und kontrolliert etwa ein Drittel des Speichers so. Österreich hat keine entsprechenden Möglichkeiten, der Speicheranteil der in Österreich ansässigen GSA liege bei null Prozent.

In Bayern fürchtet man daher ausbleibende Gaslieferungen, Ministerpräsident Söder urgierte vergangene Woche in Wien – und erinnerte an die Abhängigkeit Tirols und Vorarlbergs von bayrischen Gaslieferungen. Das bayrische Energieministerium bestätigt gegenüber den VN, dass der Speicher Haidach eine der Quellen sein kann, aus denen Vorarlberg mit Gas versorgt wird. Denkbar sind aber auch andere Quellen.

In Vorarlberg fürchtet man aber nicht, ein Spielball der bayrisch-österreichischen Politik zu werden. Im Falle einer notwendigen Energielenkung sei vertraglich festgelegt, dass Vorarlberg den deutschen Bundesländern gleichgestellt wäre, erklärt Energielandesrat Daniel Zadra. Dies habe ihm die illwerke vkw versichert. Am Dienstag dann eine erste Entspannung: Die Austrian Gas Grid Management AG als zuständige Stelle schreibt einen Bedarf von 12,6 Terrawattstunden Erdgas aus, um als Reserve für den gesamtösterreichichen Bedarf zu dienen. Bezahlt wird mit österreichischen Bundesmitteln.

Wider Fracking

Im selben Interview warb Schramböck noch für Fracking. Dem Ansatz können Zadra wie auch sein Regierungskollege Wirtschaftslandesrat Marco Tittler wenig abgewinnen: „Es wäre ein großer Fehler, angesichts der augenblicklichen energiepolitischen Notlage versuchen zu wollen, das Thema Fracking im Bodenseeraum neu zu beleben“, erinnert er auch Söder, der das Thema vergangenen Monat wiederbelebte.

Selbst technische Verbesserungen im Ablauf änderten nichts an der grundsätzlichen Funktionsweise des Frackings und den damit verbundenen Risiken. „Fracking würde den Ausstieg aus fossiler Energiegewinnung erschweren und dazu führen, dass die Klimakrise sich weiter verschärft“, betont Zadra. Das Ziel bleibe mittelfristig der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in der Wärmegewinnung.

Fracking im Landtag

Die Sozialdemokraten wollen das Thema Fracking angesichts der in Deutschland neu angestoßenen Debatte wieder in den Landtag tragen. Konkret stellt SPÖ-Energiesprecher Martin Staudinger einen Landtagsantrag, mit dem die Landesregierung damit beauftragt werden soll, in zwischenstaatlichen Vereinbarungen mit der Schweiz und Deutschland festzuhalten, dass jede Form von Fracking im Bodenseeraum verboten ist. VN-RAU

Vorarlberger Nachrichten