Die Salzburg AG deckt ihren Gasbedarf zu 40 Prozent mit russischem Gas und hat schon zwei Heizkraftwerke von Gas auf Öl umgestellt – ohne russisches Gas könne der angepeilte Speicherstand von 70 bis 80 Prozent im Gasspeicher der Salzburg AG vor der Heizsaison nicht erreicht werden, heißt es aus dem Unternehmen. Von der Regierung fühlt sich Salzburg-AG-Chef Leonhard Schitter „nicht gut informiert“, was passiert, wenn das Gas aus Russland ausbleibt.
Der Energielenkungsfall sei ja kein unvorhersehbares Ereignis, daher sollte man sich besser darauf vorbereiten, sagte Schitter im „Mittagsjournal“ des ORF-Radios. Man müsse den Kunden sagen können, womit konkret zu rechnen sei, wenn weniger oder gar kein Gas mehr komme.
Die Salzburg AG selbst hat laut Schitter 40 Prozent Gas aus Russland, etwa 40 Prozent aus Norwegen und 20 Prozent aus dem Inland. „Wir haben bereits zwei Tage, nachdem die russische Invasion in der Ukraine war, Heizkraftwerke – in Summe zwei, die sich genau im Stadtgebiet von Salzburg befinden – auf Öl umgestellt, damit wir Gas sparen können, damit wir Gas für Haushalte und Gewerbebetriebe sichern.“ Auf diese Weise werde man wohl alle 400.000 Kunden mehrere Monate mit Strom, Gas und Wärme versorgen können.
Eine Tochter der Salzburg AG plant derzeit eine Anbindung von Tirol und Vorarlberg an das Gasnetz im Osten Österreichs. Derzeit werden die Bundesländer über Bayern versorgt. Die neue Pipeline zwischen Saalfelden und Hochfilzen soll 21 km lang sein. Die Bauzeit würde zwar nur ein Jahr betragen, aber es wird noch auf Genehmigungen gewartet. Die Fertigstellung ist erst 2024 realistisch.
Der Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, Franz Angerer, hält es für möglich, zehn Prozent des Gasverbrauchs in der Industrie durch andere Brennstoffe zu ersetzen. „Nicht nur Ölkraftwerke sind in Diskussion, auch der Einsatz von Kohle ist in Diskussion“, sagte Angerer im Interview mit dem „Mittagsjournal“. „Aber hier geht es leider Gottes nicht um Klimaschutz, sondern um Versorgungssicherheit. Ich denke, dass hier die Versorgungssicherheit prioritär zu behandeln ist.“ Langfristig dürften aber die Investitionen in Versorgungssicherheit nicht auf Kosten des Klimaschutzes gehen.
Solche Preissprünge wie derzeit habe man beim Gas noch nie erlebt, „wir wissen nicht, wie sich das auf den Gasverbrauch auswirken wird“, sagte Angerer. Eine Deckelung des Gaspreises für die Stromerzeugung wie in Spanien und Portugal werde auf europäischer Ebene intensiv diskutiert. Dabei sei aber zu bedenken, dass Spanien vom resteuropäischen Gas- und Strommarkt nahezu entkoppelt sei. Daher müsste so eine Deckelung europaweit geregelt werden, zumindest in den Ländern Mitteleuropas, deren Netze eng verwoben seien. Das wäre sinnvoll und würde den Markt nicht völlig zerstören, so Angerer.
APA