Haushalte. Knapp ein Viertel der Österreicher heizt mit Gas. Welche Alternativen es gibt, ist sehr unterschiedlich.
Angesichts von Wetterprognosen mit erwarteten Temperaturen von bis zu 30 Grad ist für die meisten Österreicherinnen und Österreicher das Thema Heizen derzeit weit weg. Mit dem Ende der Heizsaison ist hierzulande wie in ganz Europa der Gasverbrauch in den vergangenen Wochen rasant gesunken. Aber der heizungsfreie Sommer währt nur kurz. Bereits ab Mitte September steigt der Gasverbrauch wieder langsam an, spätestens im Oktober gibt es dann in allen knapp vier Millionen heimischen Haushalten wieder warme Heizkörper. Mit rund 900.000 ist bei etwa einem Viertel dieser Haushalte Gas die Wärmequelle. Der fossile Energieträger ist somit nach der Fernwärme (die ebenfalls zum Teil auf Gas basiert) das zweitwichtigste Heizsystem in Österreich.
Den absoluten Zahlen nach ist das vor allem ein Thema von Nordost-Österreich. So stellen Wien und Niederösterreich zusammen rund zwei Drittel aller heimischen Gasheizungen. Und auch prozentuell ist der Anteil der Gasheizungen je Bundesland sehr unterschiedlich und reicht von fast der Hälfte in der Bundeshauptstadt bis zu drei Prozent in Kärnten (siehe Grafik). Allerdings müsse auch für die nur 8000 Gasheizungen in Österreichs südlichstem Bundesland zumindest mittelfristig eine alternative Lösung gefunden werden, sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, im Gespräch mit der „Presse“.
Gasverbrauch muss geringer werden
Denn um unabhängiger von russischen Gasimporten zu werden, ist die Verbrauchsreduktion eine der wichtigsten Maßnahmen, wie aus dem im April von der Energieagentur vorgelegten Maßnahmenplan hervorgeht. Konkret soll der Gasverbrauch bis 2027 von derzeit 89 Terawattstunden um 34 Terawattstunden oder 38 Prozent gesenkt werden. Etwa ein Drittel dieser Verbrauchsreduktion soll durch eine Substitution der Heizsysteme erfolgen, so Angerer. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste etwa die Hälfte aller heimischen Gasheizungen bis 2030 durch eine alternative Heizung ersetzt werden.
Welche Heizungsart hier eine sinnvolle Alternative ist, hängt sehr stark von den individuellen Gegebenheiten ab. So ist das Thema Gasheizungen etwa — anders als vielleicht oft vermutet — kein auf urbane Gebiete beschränktes Thema. „In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es auch in vielen Dörfern in Niederösterreich einen Ausbau der Gasnetze“, so Angerer. Hintergrund war damals, dass so die Luftgüte verbessert werden sollte, die zuvor aufgrund der verwendeten Koks- oder Ölheizungen oft nicht sonderlich gut war. Und da die großen Gasleitungen bereits vorhanden waren, wurde der Umstieg auf Gas in vielen Gemeinden stark gefördert.
Für diese meist frei stehenden Häuser könne der Umstieg in der Regel verhältnismäßig leicht in Richtung Biomasseheizung oder Wärmepumpe erfolgen, sagt Angerer. Letzteres sei manchmal aufwendiger, da bei einer Wärmepumpe der Heizkreislauf mit niedrigeren Temperaturen erfolgt und daher optimal über Flächenheizungen wie eine Fußbodenheizung abgegeben wird. Eine solche nachträglich einzubauen macht aber nur im Rahmen einer großen Sanierung Sinn. Eine kleine Sanierung — etwa die Dämmung der obersten Geschoßdecke — sei jedoch in fast allen Fällen zu empfehlen.
Fernwärme nicht immer beliebt
Aber auch die Fernwärme sei inzwischen in vielen Ortschaften ein nicht zu unterschätzender Faktor. So haben viele Gemeinden lokale Netze aufgebaut, die mitunter auch über kleine Biomasse-Kraftwerke beheizt werden. Hier sei das Problem oft eher der nicht vorhandene Wille aus Teilen der Bevölkerung, sich anzuschließen, weil man sich damit in eine gefühlte Abhängigkeit begebe, erzählt Angerer aus Erfahrungen der Energieberatung.
In Städten und vor allem in Wien sei die Fernwärme überhaupt das Mittel der Wahl. Hier werde auch massiv an einem Ausbau gearbeitet, wenngleich nicht alle Gegenden ans Netz angeschlossen werden könnten. Wo die Fernwärme jedoch nicht hinkommt, ist der Ersatz von Gas in der Stadt am schwierigsten. „Ein klassischer Wiener Altbau, der mit rund 80 Grad beheizt wird, ist dabei das größte Problem“, sagt Angerer. So sind Biomasse-Heizungen in der Stadt nicht möglich und Luft-Wärmepumpen zu schwach.
Eine Möglichkeit bieten Tiefenbohrungen für Erd-Wärmepumpen, wofür aber genügend Platz für die Bohrungen vorhanden sein muss. In der Schweiz gebe es daher bereits Versuche mit sogenannten „kalten Netzen“. Bei diesen wird zentral gebohrt und das Grundwasser dann in die Häuser geleitet, wo eine Wärmepumpe es zum Heizen verwendet.
von Jakob Zirm
Die Presse