IV nach Vorstoß zu Atomkraft-Renaissance zurückhaltend

20. Mai 2022, Wien/Linz
Gesucht wird eine leistbare Alternative zu russischem Brennstoff - Emmerthal, APA/dpa

Nachdem der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) in Oberösterreich, Axel Greiner, Atomkraft in Österreich wieder in Betracht ziehen will, hat sich die Bundes-IV in Wien zurückhaltend gezeigt. „Die IV nimmt die ablehnende Position der Österreichischen Bundesregierung zu Atomenergie in Österreich zur Kenntnis“, hieß es vom Schwarzenbergplatz in Wien am Freitag auf APA-Anfrage. Die WKÖ forderte einen unbürokratischen Ausbau erneuerbarer Energien mit raschen Genehmigungen.

„Es ist an der Zeit, auch Kernkraft wieder in Betracht zu ziehen“, zitierte der „Kurier“ den Industriellen Greiner. Er will mittel- und langfristig Alternativen zu russischem Gas und Öl finden und eine leistbare Energiewende gesichert sehen. Dazu brauche es einen breiten Mix. In diesem Lichte ist er „gegen Denkverbote“.

Die Entscheidung gegen die Atomkraft in Österreich hat Greiner seinerzeit als richtig empfunden. Doch Zwentendorf sei 44 Jahre her. Greiner: „Und auch die Kernkraft hat sich weiterentwickelt, und es gibt mittlerweile Ideen, Konzepte und Ansätze, Kraftwerke so zu bauen, dass sie sicher sind und keine radioaktiven Reststoffe erzeugen.“ Er sei „kein Fan der konventionellen Atomkraft“.

Harte Kritik an Greiner kam von den oberösterreichischen Grünen und vom Anti Atom Komitee. Er konterkariere die Bemühungen für eine Energiewende. Auch die Umweltschutzorganisation Global 2000 ist alarmiert: „Die Atom-Lobby versucht, Atomkraft als ‚grüne‘ Technologie darzustellen. Es ist jedoch längst klar, dass Atomkraft überhaupt nicht Teil der dringend benötigten Klimaschutzmaßnahmen sein kann“, betonte Anti-Atom-Sprecher Reinhard Uhrig am Freitag. Zur Bewältigung der Klimakrise gehe es darum, „möglichst schnell – und möglichst kosteneffizient“ – CO2 einzusparen. „Atomkraft kann hier keinen Beitrag leisten. Denn sie ist die teuerste Technologie, viel zu komplex und zu langsam zu bauen, um im für die Klimakrise relevanten Zeitraum der nächsten zehn Jahre überhaupt einen Beitrag leisten zu können“, erklärte Uhrig.

Die IV verwies des Weiteren auf die Ausgestaltung der nationalen Energiepolitik durch die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU. „Vor diesem Hintergrund ist und wird die Kernkraft auch weiterhin Teil des Europäischen Energiemixes bleiben.“ Herausforderungen der Energie-Autonomie Europas seien gemeinsam zu lösen.

„In Österreich gibt es ein klares Bekenntnis zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig wurde in Österreich bereits vor Jahrzehnten die klare Entscheidung gegen Atomkraft getroffen“, hieß es auf Anfrage aus der Wirtschaftskammer (WKÖ). „Daher gilt es die Herausforderungen jetzt anzunehmen, erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Strom, grüne Gase oder mögliche Wasserkraftprojekte rasch und unbürokratisch auszubauen.“ Dafür brauche es nun ein deutliches Bekenntnis der Bundesregierung zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und Unterstützung der Europäischen Kommission in ihren diesbezüglichen Vorschlägen in der Erneuerbaren-Richtlinie.

In Österreich gibt es ein Atomsperrgesetz im Verfassungsrang. Es ist nur mit Zweidrittelmehrheit veränderbar. In Europa haben zuletzt beispielsweise Großbritannien und Frankreich den Bau neuer Atomkraftwerke angekündigt. Der heimische Strommix beinhaltet auch Atomstrom aus dem Ausland, beispielsweise Tschechien. Österreich fährt in der EU einen strikten Anti-Atomkurs.

APA

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