„CEOs for future“: Ein Verein mit wohlklingendem Namen

10. Juni 2022, Wien
Auch Wolfgang Anzengruber ist kooptierter Vorstand - Wien, APA/HELMUT FOHRINGER

Alle sind für die Zukunft. Alle wollen mehr Nachhaltigkeit und die große Wende, die eine Klimakatastrophe verhindern soll. So scheint es jedenfalls. Es gibt „Fridays for Future“, die Bewegung, die alles ins Rollen gebracht hat, „Scientists for Future“, „Parents for Future“, „Artists for Future“. Und es gibt „CEOs for future“. Doch wie sieht die Zukunft aus, für die sich die Wirtschaftsbosse einsetzen?

Karl Kienzl ist Obmann dieses 2019 gegründeten „gemeinnützigen Vereins zur Förderung und Beschleunigung einer nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft“. Kienzl ist kein CEO. Er war 34 Jahre im Umweltbundesamt tätig. „Dort habe ich gelernt, mit den Entscheidern zu reden, und ich habe gelernt, ich muss mit jenen arbeiten, die die Macht haben, wenn ich etwas verändern will“, sagt der studierte Zoologe und Psychologe im Gespräch mit der APA. Bei Bürgerforen und als Berater des Umweltministeriums habe er seit vielen Jahren Nachhaltigkeitsthemen propagiert. Nun ist er in Pension. Und aktiver denn je.

„Mir ist schon früh aufgefallen, dass Familienunternehmen in der Regel nachhaltiger agieren als börsennotierte. In einer Familie will man etwas weitergeben. Das ist auch die Achillesferse der CEOs. Ich muss argumentativ mit ihren Kindern und Enkeln arbeiten“, schildert Kienzl seine Strategie, die auch auf Treffen von Managern mit Jugendlichen setzt. „Dabei fällt mir immer wieder auf: Viele haben aufgrund ihres intensiven beruflichen Einsatzes ihre eigenen Kinder nicht so erlebt wie jetzt ihre Enkel. Und nun machen sie sich Sorgen um deren Zukunft.“

Auch der Verein „CEOs for future“ hat etwas von einem Familienunternehmen, ist Sohn Lukas Kienzl doch Schriftführer. Doch der Obmann ist stolz auf Prominente wie Ex-Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber als kooptierter Vorstand oder WIFO-Budgetexpertin Margit Schratzenstaller im Beirat. Ein im April vorgestelltes Positionspapier zur Versorgungssicherheit Österreichs und für eine konsequentere Energiewende fordert „rasch klare gesetzliche Regelungen zur Energieeffizienz, wie ein Raumwärmegesetz und Klimaschutzgesetz“, ein Festhalten an der CO2-Bepreisung sowie einen zügigen Ausbau erneuerbarer Energien – unter einer Prämisse: „Damit unsere Industrie für eine Übergangszeit Gas zur Verfügung hat, müssen andere Bereiche schneller umsteigen.“

Wäre diese Art von Bewusstseinsbildung und Networking nicht eigentlich Aufgabe der großen Interessensvertreter? Schließlich gibt es ja Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer. „Die Kammer ist branchenspezifisch organisiert. Ich habe oft genug erfahren, dass sie zum Teil gegensätzliche Ziele haben. Bei uns ist das Besondere, dass wir eine Gruppe von großen und kleinen Unternehmerinnen und Unternehmern haben, die einander persönlich kennen und branchenübergreifend agieren. Es gibt genug Lobbyisten, die für viel Geld arbeiten. Da kann ich nicht mit. Ich glaube auch nicht, dass das notwendig ist. Wenn ich zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Leuten über die richtigen Themen rede, kann ich auch viel bewirken.“

Die Homepage listet Vereinsaktivitäten wie „C4F-Willkommensfrühstücke“, Brunches oder Abendessen auf. Kienzl propagiert eine Adaption, keinen Systemwechsel: Mehr Nachhaltigkeit werde künftig auch bessere Geschäftszahlen bringen. „In der Wirtschaft haben wir aber leider das gleiche Problem wie in der Politik. Auch da ist die Frage: Brauche ich einen guten Quartalsabschluss, der zeigt, dass ich ein guter Manager bin, oder ist für mich von Interesse, wie das Unternehmern in vier, fünf Jahren dasteht? Da fällt heute die Antwort der Aktionäre noch ziemlich eindeutig aus.“

Doch bereits rund 50 Unternehmen seien bei „CEOs for future“ dabei, „und jede Woche führe ich neue Erstgespräche“, versichert der Vereinsobmann. „Das alles mag vielleicht ein bisserl naiv sein. Aber ich komme aus der Verhaltensforschung. Ich habe noch Konrad Lorenz in Vorlesungen gehört. Der hat so einen schönen Begriff gehabt: den Pathomisten, den pathologischen Optimisten. So einer bin ich. Ich bin in einem Alter, wo ich sage: Ich will’s noch mal wissen! Wenn’s nicht gelingt, hab ich es wenigstens versucht. Ich hab‘ auch Enkerl.“

Service: https://ceosforfuture.at/

APA

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