Fossiles Ende – der Strom wird’s richten

13. Juni 2022

Wärmepumpen, Fotovoltaik und E-Autos werden am Strommarkt viel verändern, sagt Experte Angerer

Franz Angerer, seit 2021 Geschäftsführer der Energieagentur Österreich und langjähriger Leiter des Sachgebiets Energie und Klima beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, sieht die Energiewende entspannt.

KURIER:Die Verbrenner-Pkw bekommen ein Ablaufdatum, als Alternative bleibt vor allem Elektrizität. Werden wir denn ausreichend Strom haben für die Mobilität?

Franz Angerer: Das kann man ganz eindeutig mit Ja beantworten. Wir haben derzeit etwas über vier Millionen Pkw in Österreich und werden bei einer Umstellung auf E-Autos etwa 10 Terawattstunden Strom brauchen. Also etwa 15 bis 20 Prozent mehr Strom als derzeit. Das ist aus meiner Sicht absolut machbar.

Wie begründen Sie Ihren Optimismus?

Allein wenn man die Daten über zusätzlich installierte Windkraft und Fotovoltaik ansieht, ist das relativ problemlos zu machen.

Bis 2030 sollen in Österreich rund 50 Prozent mehr Ökostrom ausgebaut werden, vor allem Fotovoltaik und Windkraft. Unser Strombedarf wird aber auch nach 2030 noch wachsen?

Das ist richtig, 2030 ist nur ein Zwischenziel, der Verbrauch an Strom wird zunehmen, und daher muss auch der Ausbau an Erneuerbaren weiter steigen. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass diese Technologie grundsätzlich preisdämpfend wirken wird. Je mehr Windkraft und Fotovoltaik installiert sind, desto günstiger wird künftig Strom verfügbar sein. Um dieses Ziel zu schaffen, muss der Ausbau von Wind- und Sonnenkraft rasch vonstattengehen. Dazu braucht es vor allem die notwendigen Flächen. Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung, mit den Gemeinden, den Bundesländern und den Menschen in Österreich können wir diese Ziele erreichen.

Wie sieht es mit dem Netzausbau aus, das Stromnetz muss für die Energiewende ausgebaut werden. Passiert das auch?

Natürlich muss das mitwachsen, wir haben ja in Zukunft ganz andere Versorgungs- und Verbrauchsstrukturen. Da geht es um drei Bereiche: Wärmepumpen werden im Winter mehr Netzleistung brauchen, besonders wenn es sehr kalt ist. Der Fotovoltaik-Ausbau braucht ein stärkeres Netz, wir bauen derzeit jährlich 40.000 bis 50.000 neue Einspeisepunkte, die alle nahezu gleichzeitig in der Mittagszeit voll einspeisen. Und schließlich die Elektroautos. Sie benötigen zwar beim Laden ein starkes Netz, können aber gleichzeitig sehr viel ausgleichen, weil die Akkus immer größer werden und damit auch viel flexibler reagieren können. Diese drei großen neuen Teilnehmer am Strommarkt werden viel verändern.

Kurier

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