E-Control-Haber beruhigt zu Gasnotstand: Stehen gut da

17. Juni 2022, Wien/Moskau/Kiew (Kyjiw)
Die Wartungsarbeiten bei Nord Stream steigern die Nervosität - Lubmin, APA/dpa

E-Control-Vorstand Alfons Haber beruhigt ob der Wartungsarbeiten bei der Gaspipeline Nord Stream. Österreichs Gasspeicher seien gut gefüllt, der Reparaturvorgang ein üblicher und angekündigter Vorgang und für etwaige Notfälle sei man mit großen wie kleinen Firmen in Kontakt, meinte er im „Ö1-Morgenjournal“. „Im Vergleich zu anderen Ländern stehen wir gut da“, meinte er. Der Jahresverbrauch sei zu 40 Prozent abgedeckt, dies sei im Vergleich zu anderen Ländern hoch.

Außerdem hätte Österreich auch andere Lieferländer als Russland, etwa aus dem kaspischen Raum, Nordafrika und Norwegen. Sollte ein Gas-Notfall eintreten, dann seien die Firmen vorbereitet und hätten eine Vorlaufzeit von mehreren Tagen. Welche Firmen im Ernstfall Gas im vollen Umfang bekommen nannte Haber nicht, dies hänge von vielen Faktoren ab, wie etwa der Jahreszeit.

Gestern hatte auch die teilstaatliche OMV beruhigt, gab aber auch eine Reduktion der Gasversorgung über die Ostseepipeline Nord Stream bekannt. Die Versorgung der Kunden sei aber nicht in Gefahr. Auch das Klimaministerium sieht keine Anzeichen eines Lieferstopps, beobachtet die Lage aber, hieß es gestern. In Europa sind auch Deutschland, Tschechien, Frankreich und Italien von der Lieferreduktion betroffen.

Aus dem Klimaministerium hieß es am Donnerstag: „Wir überwachen die Situation und sind mit der OMV in engem Austausch. (…) Zur Stunde gibt es keine Anzeichen für einen Lieferstopp, wir sind aber auf alle Szenarien vorbereitet.“

Der russische Ölkonzern Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen durch Nord Stream zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren verwiesen. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck ortet dagegen eine politische Motivation.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) war zuletzt vage geblieben, wie ein Gasnotfallplan aussehen könnte. Das Prozedere bei einem Gas-Notstand, beschrieb sie so: Als erstes würde anhand von fünf Kriterien evaluiert, welche Situation vorliegt. Dann werde entschieden, welche Reaktion es braucht – und falls eine Energielenkung notwendig werde, werde entschieden, wie stark man eingreifen müsse. Dafür gebe es wiederum fünf Kriterien, aber grundsätzlich gelte: „Brot vor Stahl.“ Es sei auch „logisch“ dass man bei den Großverbrauchern in der Industrie eingreife.

Der Energieexperte Karl Rose sieht aber auch Versäumnisse in der Industrie, diese habe anscheinend auch keine große Initiative gesetzt. „Man hätte ja auch in Eigenregie Stufenkataloge entwickeln können, die darstellen, welche Folgen ein Gasstopp in 20-Prozent-Schritten für das jeweilige Unternehmen hat. Um das mit Notfallplänen zu begleiten, auch wenn die da lauten, wir sperren am Tag 1 zu. Dann habe ich zumindest eine Abschätzung des wirtschaftlichen Schadens und der Anzahl der Arbeitslosen etc.“, meinte er in der „Kleinen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe).

Er warnt davor, dass Russlands Staatschef Wladimir Putin schrittweise die Daumenschrauben für Europa anziehen könnte. „Er hat ein großes Instrumentarium zur Verfügung“, sagte er. Eine Verdopplung der ohnehin schon sehr hohen Energiepreise hält er kurzfristig für realistisch.

APA

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