Umweltökonomin: Zu lange auf fossile Energie gesetzt

20. Juni 2022, Wien
Fossile Quelle wurden überstrapaziert - Emlichheim, APA/dpa

Österreich hat den Umstieg auf erneuerbare Energien verschlafen. Das sagte die Umweltökonomin Sigrid Stagl am Montag im Ö1-Mittagsjournal. Während andere Ländern, etwa in Skandinavien, schon frühzeitig auf einen höheren CO2-Preis und andere Maßnahmen gesetzt hätten, habe sich die österreichische Regierung 20 Jahre lang auf billige fossile Energieträger verlassen, obwohl bereits lange klar sei, dass diese Technologien aus klimapolitischer Sicht veraltet sind.

Nun sei man hierzulande in einer Bredouille. Das „Ausmaß der Verzweiflung“ zeige auch die Wiedereröffnung des Kohlekraftwerks Mellach. Die Strukturen zur Energie- und Stromgewinnung seien in den letzten 20 bis 30 Jahren nicht angepasst worden, obwohl es klimapolitisch klar gewesen sei, dass das notwendig ist. Jetzt sei es deshalb wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen, sagte Stagl, und verwies auf das Energieeffizienzgesetz und das Klimaschutzgesetz. Beide müssten „dringend ins Parlament geschickt werden“.

„Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde“, so die Umweltökonomin. „Wir müssen wegkommen von den politischen Hick-Hacks und hin zu einer langfristig orientierten systemischen Betrachtungsweise, die verhindert, dass wir uns in ein paar Jahren wieder in so einer Situation befinden“. Das bestehende Energieeffizienzgesetz sei zahnlos, hier müsse nachgebessert werden. Auch um die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Unternehmen zu schützen, die bei weiter steigenden Energiepreisen und energieintensiver Produktion gefährdet sei.

Kurzfristig gehe es darum, Energie einzusparen. Hinter uns liege eine Zeit, in der Energie sehr günstig war und deshalb wenig gespart wurde. Mit den hohen Preisen seien wir jetzt in einer anderen Situation und es gelte, den Energieverbrauch zu reduzieren, sowohl aus Klima-, als auch aus ökonomischer Perspektive. Auf betrieblicher Ebene wisse jedes Unternehmen selber am besten, wo es Einsparungspotenzial gibt.

Bei den Haushalten könne Energie beispielsweise in der Mobilität gespart werden, etwa indem vom Auto auf das Rad umgestiegen wird oder bei der Raumwärme, indem man die Temperatur am Thermostat verringert. Auch flächendeckend niedrigere Tempolimits auf den Straßen könnten zu einem geringen Energieverbrauch beitragen. Neben strukturellen Maßnahmen und dem Ausbau der Erneuerbaren Energie brauche es „Energiesparen als Aktivität – das ist etwas was man tut, wo man sich selber bei der Nase nimmt, wo man andere daran erinnert“, sagte Stagl.

APA

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