Mit Bio aus der Abhängigkeit

24. Juni 2022

Grünes Gas aus Reststoffen und Abfällen. Durch Eigenproduktion soll die Flucht aus der russischen Erdgasfalle gelingen. Zum Durchstarten fehlt noch das entsprechende Gesetz.

Ministerin Leonore Gewessler steht vor einer enormen Aufgabe. Der Ausstieg vom Russengas.

Österreich schmiedet konkrete Pläne. Deutschland hat das schon getan. Die Ausrufung des Alarms des nationalen Notfallplans soll schon in den nächsten Tagen folgen. Die Angst vor Gasnot wächst. Es gibt Kritik an Türkis-Grün. Es brauche mehr Tempo. Vor allem bei der Flucht aus Abhängigkeit vom russischen Stoff. Es gibt Auswege. Wie Biogas.

Es wächst vor der Haustür und entsteht durch Vergärung von Biomasse. Das grüne Gas ist CO2-neutral und kann zur Stromerzeugung, für Fahrzeugantrieb oder nach Aufbereitung als Biomethan direkt in das Gasnetz eingespeist werden.

Biologe Andreas Wagner von der Uni Innsbruck: „Und es kann im Gegensatz zu Wind- oder Solarenergie witterungsunabhängig erzeugt werden.“ Wichtig sei, dass es Abfälle etwa aus der Landwirtschaft, aber auch der Gastronomie seien. „Sonst würde Energieproduktion in Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung treten.“ So sieht das angesichts vieler Hungersnöte auch Greenpeace-Chef Alexander Egit. „Biogas muss durch Reststoffe wie Maisstroh, Mist, Gülle oder Haushalts-Bioabfälle erzeugt werden.“

Klimaministerin: „Gesetz bald in Begutachtung“Bauernbund-Präsident Georg Strasser: „Mit Biogas kommen wir raus aus der Abhängigkeit von Russland. Bis 2030 können wir 10 Prozent des Gasverbrauchs decken, bis 2040 schon ein Drittel.“ Biologe Wagner meint ebenfalls, dass ein Teil des Erdgasbedarfs durch Bio ersetzt werden kann.

„Die grüne Umweltministerin ist dringend gefordert, Taten zu setzen. Biogas-Erzeuger brauchen einen Rechtsrahmen, um Investitionen rechtzeitig stemmen zu können“, sagt ÖVP-Abgeordneter und Bauernvertreter Strasser. Trotz enormen Potenzials würden deshalb zurzeit nur 15 von 300 bestehenden Anlagen ins Gasnetz einspeisen. Ministerin Leonore Gewessler sieht den Ausbau von Grüngas und grünem Wasserstoff ebenso als „wichtigen Teil unseres Ausstiegsplans aus russischem Erdgas.“

Vor Kurzem habe man eine österreichische Wasserstoffstrategie präsentiert. Auch das Grüngasgesetz sei erarbeitet. „Ziel ist es, dass wir möglichst rasch in Begutachtung gehen können.“

Kronenzeitung

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