Der Ausbau der Windenergie an Land stockt in Deutschland erneut. Im ersten Halbjahr 2022 wurden sogar etwas weniger neue Windräder mit geringerer Leistung errichtet als im Vorjahreszeitraum, wie der Bundesverband der Windenergie (BWE) am Donnerstag mitteilte. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden 238 Anlagen mit einer Leistung von 977 Megawatt gebaut. Das entspricht rechnerisch – wenn der Wind immer wehen würde – etwa der eines AKW-Blocks.
Allerdings erwartet der BWE eine Belebung im zweiten Halbjahr und erhöhte daher seine Ausbauprognose für das Gesamtjahr 2022 leicht auf 2.400 bis 3.000 Megawatt von zuvor gut 2.000 bis zu 2.700 Megawatt. Der BWE verwies angesichts der Stagnation auch wegen der Genehmigungen auf die neuen Planungen der deutschen Regierung für die Klimaziele 2030. Dafür werde beim Ausbau das Fünffache gebraucht. Derzeit drehen sich in Deutschland gut 28.000 Windkraftwerke mit einer Leistung von knapp 57.000 Megawatt. Ziel der Regierung ist, die Leistung der Windräder an Land bis 2030 auf 115 Gigawatt zu verdoppeln. Dafür sollen die Bundesländer gezwungen werden, zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie zu reservieren. Derzeit sind es rund 0,8 Prozent. Tatsächlich genutzt werden 0,5 Prozent.
Widerstand von Anwohnern und Naturschützern sowie lange Genehmigungsverfahren bremsen die Planungen. Diese sollen unter anderem dadurch beschleunigt werden, dass der Ausbau künftig im „überragenden öffentlichen“ Interesse auch mit Blick auf die Energieversorgung im Zuge des Kriegs in der Ukraine ist.
Der BWE hat dieses Vorgehen gelobt, hält es aber nicht für ausreichend. Die Konflikte mit dem Arten- und Naturschutz seien zudem noch nicht zufriedenstellend gelöst. Derzeit dauerten Genehmigungsverfahren im Schnitt etwa 60 Prozent länger als noch vor fünf Jahren.
APA/ag