Gazprom will Lieferungen durch Nord Stream 1 „nicht garantieren“

27. Juli 2022

Pipelines. Europas wichtigster Gaslieferant droht mit weiteren Liefereinschränkungen. Der Kreml-kontrollierte Gazprom-Konzern hat am Mittwoch mitgeteilt, dass er die Wieder-Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 1 nicht garantieren könne, weil dazu eine Turbine fehlt, die derzeit in Kanada gewartet wird. Der Konzern hat nach eigener Angabe keine Bestätigung dafür, dass er die Maschine rechtzeitig bekommt. „Unter diesen Umständen“ könne man den künftigen Betrieb der Leitung nicht garantieren.

Die Nord Stream 1 ist seit Montag wegen jährlichen Wartungsarbeiten stillgelegt. Längst sorgt man sich in Deutschland, ob diese für Europa wichtigste Gaspipeline danach wieder plangemäß benutzt wird.

Eingeschränkte Lieferungen

Bereits Mitte Juni nutzte der Staatskonzern das Fehlen der Turbine als Vorwand, die Lieferungen durch die Ostseepipeline stark zu reduzieren. Damals hieß es, der Hersteller Siemens habe die Turbine aufgrund der kanadischen Sanktionen nicht rechtzeitig geliefert. Nach Intervention Deutschlands kam man überein, dass die Turbine zunächst nach Deutschland und von dort aus weiter an Gazprom geliefert werden könne. Eine Umgehung der Sanktionen sei das nicht, sagt die Regierung in Berlin. In Kiew ist man darüber freilich empört. Prompt wurde angekündigt, bei einem kanadischen Gericht wegen Bruch der Sanktionen zu klagen.

Die Ukraine schlägt vor, dass Gazprom Europa stattdessen vermehrt über die Pipelines durch ihr Staatsgebiet beliefern könnte, denn auch diese Route ist nicht ausgelastet. In Moskau schiebt man den Schwarzen Peter wiederum Kiew zu, da die Ukraine die Lieferung über den Knotenpunkt Sochranowka blockiert – was diese damit begründet, dass dort kriegsbedingt kein sicherer Betrieb möglich sei.

Kurier

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