Ungarn könnte Öltransit-Gebühr an Ukraine übernehmen

10. August 2022, Wien/Kiew (Kyjiw)/Moskau
Logo von Transneft - Moscow, APA/AFP

Nachdem die Ukraine die Durchleitung von russischem Öl nach Ungarn wegen unbezahlter Transitgebühren gestoppt hat, könnte nun Ungarn selbst einspringen und die Gebühren bezahlen. Nach Angaben des russischen Pipeline-Monopolisten Transneft fordert die Ukraine für die Durchleitung Vorkassa, doch von Transneft getätigte Zahlungen seien wegen neuer europäischer Sanktionen zurückgewiesen worden.

Derzeit würden durch die Situation „keine unmittelbaren Lieferprobleme“ entstehen, da man über ausreichende Reserven „für mehrere Wochen“ verfüge, teilte der ungarische Öl- und Gaskonzerns MOL laut Nachrichtenagentur MTI mit. „Das Unternehmen arbeitet kontinuierlich an der Wiederaufnahme der Lieferungen und hat einen Lösungsvorschlag auf den Tisch gelegt, nämlich die Aufnahme von Gesprächen über die Übernahme der Gebührenzahlung“, so MOL.

Nach russischen Angaben hat das ukrainische Unternehmen Ukrtransnafta das Durchpumpen von Öl nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei über den Südstrang der Pipeline Druschba bereits am 4. August vollständig gestoppt. Die EU-Staaten hatten sich im April auf ein schrittweises Ölembargo gegen Russland verständigt. Ungarn, Tschechien und die Slowakei hatten jedoch unter Verweis auf ihre starke Abhängigkeit von russischen Lieferungen eine weitgehende Ausnahme der Lieferungen über die Druschba-Pipeline durchgesetzt.

MOL räumte ein, dass sich die vorübergehenden Ausfälle von Raffinerien in Österreich (Schwechat) und Tschechien – sowie die Abschaltung der eigenen Raffinerie in der Nähe von Budapest für eine Überholung – angesichts der gestiegenen Nachfrage auf den lokalen Treibstoffmarkt ausgewirkt hätten, und verwies auf einen 20-prozentigen Anstieg des Umsatzes auf dem Gesamtmarkt und einen 50-prozentigen Anstieg an den MOL-Tankstellen in der letzten Zeit.

„Trotzdem wird es genug Treibstoff im Land geben, wenn jeder nur so viel tankt, wie er braucht“, sagte MOL. MOL wird die Obergrenze von 50 Litern pro Tag beibehalten und sich an das Nationale Steuer- und Zollamt (NAV) wenden, um einen möglichen Missbrauch der Preisobergrenze von 480 Forint (1,21 Euro) pro Liter zu untersuchen, die für private Fahrzeuge mit ungarischen Kennzeichen gilt. MOL hat damit begonnen, die Kennzeichen von Kunden, die den gedeckelten Preis bezahlen, zu scannen und die Informationen – „in voller Übereinstimmung mit dem Gesetz“ – an die Zollbehörde weiterzuleiten, mit dem Ziel, nicht zugelassene Autofahrer auszusortieren.

„Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, dass es genügend Kraftstoff für alle gibt“, sagte Peter Ratatics, COO des Inlandsgeschäfts von MOL, und rief zu „Solidarität statt Panikkäufen“ auf.

„Wir bitten die Kunden, höchstens 50 Liter zu tanken: Wenn jeder nur so viel kauft, wie er braucht, wird es genug Treibstoff im Land geben“, fügte er hinzu.

APA

Ähnliche Artikel weiterlesen

ÖVP lehnt grünes Diversifizierungspflicht-Gesetz ab

19. April 2024, Wien
Im Februar stammten 87 Prozent der Gasimporte Österreichs aus Russland
 - Stuttgart, APA/dpa

Groninger Gasförderung stoppt nach über 60 Jahren

19. April 2024, Groningen
Alle Anlagen sollen abgebaut werden
 - Garrelsweer, APA/AFP

Nord-Stream-Versicherer: Keine Deckung bei Kriegsschäden

18. April 2024, Moskau
Kriegsschäden werden wohl nicht erstasttet
 - Lubmin, APA/dpa

Weltbank will für 300 Mio. Menschen in Afrika Stromanschluss

18. April 2024, Washington
Weltbank will Strom für mehr Menschen in Afrika
 - Bentwisch, APA/dpa-Zentralbild