Kürzer duschen, weniger heizen, keine Beleuchtung, Austausch von alten Kühlschränken – die Maßnahmen sind überall anders
Der europäische Gas-Notfallplan ist seit gestern in Kraft. Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gasverbrauch von Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken. Ein Überblick über die Maßnahmen in den einzelnen Ländern:
Österreich hofft vor allem auf alternative Energiequellen. So soll unter anderem das stillgelegte Kohlekraftwerk Mellach im Bedarfsfall wieder in Betrieb genommen werden. Außerdem sollen Großbetriebe und Kraftwerke ab Herbst als Alternative zum Gas auch Erdöl einsetzen können, die Kosten für die Umrüstung trägt der Staat.
Deutschland will sogar mehr als die vereinbarten 15 Prozent schaffen. Um Gas zu sparen, produziert seit Ende Juli ein zuletzt in Reserve gehaltenes Steinkohlekraftwerk wieder Strom. Weitere sollen folgen, ebenso Braunkohlekraftwerke. Geplant sind auch Einsparungen bei den Heizungen in öffentlichen Gebäuden. Für Unternehmen soll die Möglichkeit, ungenutzte Gasmengen in Auktionen zu verkaufen, Anreize zum Energiesparen bieten.
Frankreich will alle klimatisierten Geschäfte dazu bringen, ihre Türen zu schließen und die Leuchtreklame über Nacht auszuschalten. Verstöße werden mit einem Bußgeld von 750 Euro bestraft. Gleichzeitig sollen die stark heruntergefahrenen Atomkraftwerke so gut wie möglich für den Winter aufgestellt sowie die Produktion von erneuerbarer Energie vorangetrieben werden.
Die Niederlande und Belgien wollen vor allem die Bürger dazu bringen, kürzer zu duschen und die Heizung mindestens ein Grad niedriger zu stellen. Vorgaben für die Industrie werden nicht ausgeschlossen und sollen nach dem Sommer bekannt gegeben werden.
Luxemburg beschränkt sich auf konkrete Empfehlungen zum Energiesparen.
In Italien darf in den öffentlichen Büros nur noch bis auf 25 Grad gekühlt werden, zudem wird die Temperatur beim Heizen auf 19 Grad abgesenkt. Es wird auch erwogen, die Heizperiode um zwei Wochen zu verkürzen. Für die Industrie sind zunächst keine Einschränkungen vorgesehen.
Für die Länder Irland, Portugal, Malta und Zypern gelten Ausnahmeregelungen beim Energiesparen, da sie nicht an das Gasverbundnetz eines anderen Landes angeschlossen sind. Sie sind also nicht zum Gassparen verpflichtet. Die irische Regierung empfiehlt den Bürgern aber, Wohnbereiche maximal bis 20 Grad zu heizen.
In Kroatien gibt es die Empfehlung, Räume bis maximal 21 Grad zu heizen und auf 25 Grad zu kühlen. Weiterhin rät die Regierung zum verstärkten Gebrauch von LED-Lichtern und öffentlichen Verkehrsmitteln.
In Griechenland dürfen die Behörden Räume nicht mehr unter 26 Grad kühlen, die Straßenbeleuchtung soll auf das absolut Notwendige reduziert werden. Derzeit läuft auch ein vom Staat und aus EU-Mitteln finanziertes Programm, bei dem Bürger alte Klimaanlagen und Kühlschränke durch neue, energiesparende Geräte ersetzen können. Zudem sollen manche Kohlekraftwerke wieder hochgefahren werden.
Spanien spart nicht nur in öffentlichen Einrichtungen. Auch Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen dürfen ihre Räume künftig nur noch auf 27 Grad kühlen und bis höchstens 19 Grad heizen. Die Beleuchtung von Schaufenstern und Denkmälern muss nach 22 Uhr ausgeschaltet werden.
Die skandinavischen Länder wie Finnland und Schweden und auch Dänemark haben laut eigenen Angaben ihre Sparziele schon erreicht und sehen keinen Bedarf für weitere Maßnahmen. Auch die baltischen Länder Estland, Litauen und Lettland sehen derzeit keine weiteren Einsparungen als nötig an.
Die nationalkonservative Regierung in Polen sieht sich nicht an das Einsparziel von 15 Prozent gebunden. Betont wird die Freiwilligkeit der Regelung.
Ungarn blockiert die Sparpläne komplett.
Tschechien und die Slowakei setzen vor allem auf freiwillige Maßnahmen.
Slowenien und Bulgarien arbeiten noch an konkreten Plänen.
Rumänien wird unter anderem seine Kohlekraftwerke wieder hochfahren.
Oberösterreichische Nachrichten