Die Bundesforste (ÖBf) starten mit dem Bau zur Erweiterung ihres alpinen Windparks auf der Pretul in der Steiermark. Die vier neuen Windenergieanlagen auf rund 1.600 Meter Seehöhe sollen die Stromproduktion um mehr als 40 Prozent auf rund 132 Mio. kWh pro Jahr steigern, sagte Vorstand Georg Schöppl am Donnerstag in einer Aussendung der ÖBf. Ende 2023 sollen die neuen Windräder in Betrieb gehen. Zeitgleich wird auch auf der wenige Kilometer entfernten Stanglalm gebaut.
Der Windpark auf der Pretulalpe – genannt Pretul I mit 14 Anlagen – in den Fischbacher Alpen war der erste der ÖBf und ging 2017 ans Netz. Rund 93 Mio. Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt er seither durchschnittlich pro Jahr. Aufgrund der sehr guten Windverhältnisse lieferten die bestehenden Anlagen in den ersten Betriebsjahren meist Produktionsergebnisse über Plan. Weitere rund 39 Mio. kWh sollen nun die vier neuen Anlagen Ende 2023 zusätzlich pro Jahr ins Stromnetz einspeisen.
Mehr als 20 Mio. Euro werden in den Bau von Pretul II auf dem Schwarzriegel investiert. In den kommenden Wochen werden die Fundamente für die vier Windenergieanlagen des Typs Enercon E-126 EP3 und Enercon E-138 EP3 errichtet. Mit rund 20 Metern Durchmesser tragen die etwa 3,5 Meter tiefen Fundamente die bis zu 110 Meter (Nabenhöhe, Anm.) hohen Windräder.
Im Vollausbau betreiben die Bundesforste dann eigenen Angaben zufolge den größten alpinen Windpark im Alpenraum. Über 33.000 Haushalte (bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch eines Haushaltes von 3.955 kWh, Anm.) sollen dann mit Strom versorgt werden können. Das sind mehr Haushalte als in der Stadt Villach.
Die Bauzeit ist in der alpinen Lage wetterbedingt begrenzt, schilderten die ÖBf. Dennoch seien noch heuer erste Rekultivierungsarbeiten geplant. Bis auf die Zufahrtswege zu den neuen Anlagen sollen alle Bauflächen wieder begrünt, frisches Saatgut für die Almweide aufgebracht und Böschungen mit regionaltypischer Flora wie zum Beispiel Schaf-Schwingel oder Wiesen-Rispengras bepflanzt werden. Die Lieferung und Montage der neuen Windräder ist ab Mai 2023 geplant. Mehrere ökologische Begleitmaßnahmen folgen ebenfalls.
Die Windräder der ÖBf sind allerdings nicht die einzigen in der Region: Um Umkreis von weniger als 15 Kilometern Luftlinie stehen auch ein Windpark der Wien Energie und der Windheimat. Jener der Wien Energie liegt auf knapp 1.600 Metern Seehöhe am Steinriegel. Mit 21 Windrädern werden dort rund 45 Mio. kWh Strom pro Jahr produziert. Damit können etwa 24.000 Haushalte versorgt werden, so die Wien Energie.
Die Windheimat betreibt neun Anlagen am Hochpürschtling mit einer Gesamtleistung von knapp 18,5 Megawatt (MW). Damit werden ebenfalls rund 45 Mio. kWh pro Jahr produziert. 27 Mio. Euro hat der Park, auch er liegt in den Fischbacher Alpen, gekostet. Derzeit entstehen auf der benachbarten Stanglalm neun weitere Anlagen. Die Fundamente wurden 2021 errichtet, nun werden die Windräder auf die Alm gebracht und aufgestellt. Bereits im Herbst sollen die neuen Anlagen in Betrieb gehen und knapp 30 MW an Leistung erbringen. Etwa 20.000 Haushalte dürften damit versorgt werden.
Die Bevölkerung in der Region war bisher bei der Frage zum Ausbau der Windenergie gespalten. Die Gemeinde Stanz im Mürztal befragte im Juni 2019 die Bürgerinnen und Bürger, ob weitere Windräder unter anderem auf der Stanglalm errichtet werden sollen. Bei einer Wahlbeteiligung von gut 36 Prozent stimmten fast zwei Drittel dagegen.
APA