In Ostösterreich steigen ab 1. September die Energiepreise. Den Strom- und Gaskunden bleibt nur durchzuhalten und Energie zu sparen.
Die Kunden der Wien Energie werden dieser Tage per Brief informiert, dass ihre Strom- bzw. Gasrechnungen um 85 bzw. 97 Prozent steigen werden. Wien und Niederösterreich hatten Anfang August angekündigt, die Marktsituation habe es notwendig gemacht, die Indexanpassung in den Standardtarifen von Anfang 2023 auf 1. September vorzuziehen. Doch spätestens dann, wenn es schwarz auf weiß dasteht, steigt der Ärgerfaktor. Bei der Hotline der Energieregulierungsbehörde E-Control sind in den ersten sechs Monaten 2022 bereits mehr Anfragen eingegangen als im gesamten Vorjahr. In der überwiegenden Zahl der Fälle echauffieren sich die Anrufer über angekündigte oder schon geltende Preisschübe.
Doch auch die E-Control kann derzeit wenig mehr tun, als Betroffenen zum Durchhalten und zum Energiesparen zu raten. Vergleiche im Tarifkalkulator seien zwar immer gut, sagt Johannes Mayer, Preisexperte der Behörde, aber derzeit sei es unwahrscheinlich, Günstigeres als einen bestehenden Vertrag zu finden. „Bleiben und mögliche Rabatte nehmen“, lautet sein Rat derzeit, „so weh es mir tut.“
Wien bietet Haushalten mehr als 100 Gratistage – jeweils für Strom und für Gas –, wenn sie sich für ein Jahr binden. Damit werde die Steigerung für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt bei Strom auf zehn Euro pro Monat (statt 36 Euro bzw. auf 24 statt 85 Prozent Steigerung der Gesamtkosten) reduziert, betont Wien Energie. Bei Gas betragen die Mehrkosten dann 31 Euro pro Monat statt 60 Euro bzw. macht die Erhöhung 50 statt 97 Prozent aus. „Wir als Wien Energie bemühen uns nach unseren Möglichkeiten, auch in dieser schwierigen Zeit unseren Kunden Angebote zu machen, und federn die Preisanpassung der EnergieAllianz deutlich mit einer großen Treueaktion ab“, betont der größte regionale Energieversorger mit mehr als zwei Millionen Kunden. Diese haben bis Ende September Zeit, sich für die eine oder andere Variante zu entscheiden. In Niederösterreich greift die geplante Strompreisreduktion des Landes ab September.
Glücklich schätzen können sich derzeit Stromkunden in Vorarlberg und Tirol, wo die Illwerke oder die Tiwag nach wie vor regionale Tarife auf Vorkrisenniveau bieten. Bei Gas zählen derzeit die oberösterreichische Energie AG sowie die Vorarlberger VKW zu den günstigsten Anbietern.
Neukunden, sofern sie von einem Versorger als solche akzeptiert werden, haben davon nichts. Für sie gelten meist drastisch höhere Preise. „Ersparnis beim Wechsel vom lokalen zum günstigsten Anbieter: null“, heißt es – mit Ausnahme von Vorarlberg – derzeit im Tarifkalkulator der E-Control. Wer umzieht, kann nur hoffen, dass sich der bisherige Versorger kulant zeigt.
Eine Entspannung der Marktsituation ist nicht in Sicht (siehe Kasten). Zwei Kleinstanbieter verschicken dem Vernehmen nach schon wieder Quasi-Kündigungsschreiben an ihre Kunden. Angesichts der Rekordpreise an den Spotmärkten sei für 2023 mit keinem Rückgang der Preise zu rechnen, sagt Mayer.
Wann weitere Preiserhöhungen drohen, ist unklar. Die Landesenergieversorger in Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg haben Anfang August erklärt, sie wollten keine Preisanpassungen vorziehen. Bei der Burgenland Energie bleiben die Preise bis Jahresende gleich. Auch in Oberösterreich hält die Energie AG an ihrer Preisgarantie für Strom und Gas bis 1. Jänner 2023 fest, will dann aber die Preise anheben.
Die Salzburg AG hat zuletzt mit April die Strom- und Gaspreise für ihre mehr als 200.000 Kunden angehoben und verteuert ab September Fernwärme um 28 Prozent oder 26 Euro pro Monat für einen Durchschnittshaushalt (die Informationsschreiben gehen demnächst raus). „Aus heutiger Sicht haben wir unter dem Jahr keine Preisanpassung vor“, sagt Sprecherin Karin Strobl.
Die EnergieAllianz, die gemeinsame Vertriebsgesellschaft von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, will künftig zwei Mal jährlich, im April und im Oktober, die Preise prüfen und gemäß Strom- bzw- Gaspreisindex anpassen. Möglich sind Preiserhöhungen laut dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWOG) immer dann, wenn sich die Einstandspreise ändern.
von Monika Graf
Salzburger Nachrichten