Naturschützer gegen Kaunertalkraftwerk

6. September 2022, Innsbruck

Sie sind überzeugt, dass neue Staumauer mit der Alpenkonvention nicht vereinbar ist.

Die Auseinandersetzung um das Pumpspeicherkraftwerk Kaunertal nimmt an Schärfe zu. Nach der „Kaunertal Erklärung“ vom Mai dieses Jahres, bei der 40 Vereine und Wissenschafter als Umweltallianz den sofortigen Ausbaustopp des Kraftwerks gefordert hatten, hat nun auch die Alpenschutzkommission CIPRA-International das Projekt nach einer Beurteilung durchfallen lassen. Die „ökologischen Schäden“ seien schlicht zu groß, hieß es vonseiten der Kommission, der mehr als 100 Organisationen aus dem gesamten Alpenraum angehören.

Besonders aus Sicht der Alpenkonvention, der auch Österreich angehöre, gelte es das Projekt Kaunertal genauer zu beleuchten, sagte der Geschäftsführer der CIPRA-International, Kaspar Schuler. „Ich orte hier eine klare Vertragsverletzung“, sagte er. Das Bekenntnis zur „Unversehrtheit der Landschaft“ werde hier klar nicht eingehalten. Es gelte jetzt „Farbe zu bekennen“, richtete sich Schuler an den Energieversorger Tiwag und das Land Tirol. Mit einer neuen „Energiestrategie“ und einem „gemeinsamen europäischen Denken“ müsse man das Kaunertalprojekt stoppen. „Es ist aus Sicht des Naturschutzes einfach nicht tragbar“, unterstrich Schuler. Es sei einfach nicht zu akzeptieren, dass „schöne Flüsse kaputt gemacht werden“, so der CIPRA-Geschäftsführer.

Die Reaktion des Tiroler ÖVP-Obmanns und LH-Kandidaten Anton Mattle: Der Ausbau der Wasserkraft sei für ihn „nicht verhandelbar“, ließ Mattle wissen. „Tirol ist ein Wasserkraftland und hat viel Potenzial bei der Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energieträgern. Ohne die Nutzung dieses Potenzials werden uns die Energiewende und effektiver Klimaschutz aber nicht gelingen.“ Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung für die rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal befindet sich in der Vollständigkeitsprüfung.

Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus dem 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten. Nach der Fertigstellung würden rund 787 Millionen Kilowattstunden pro Jahr aus natürlichem Zufluss zusätzlich erzeugt. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien.

Salzburger Nachrichten