Als die Strompreisbremse fixiert wurde, vervierfachte die Tiwag die Neukunden-Preise. Sint (Liste Fritz) ortet Zusammenhang mit Strom-Subventionen, Tiwag-Chef weist das zurück.
Innsbruck – Mit der von der Regierung verkündeten Strompreisbremse dürfen Energieversorger den Privathaushalten ab Dezember für die ersten 2900 kWh maximal 10 Cent netto je kWh verrechnen. Sollte ihr tatsächlicher Strompreis höher sein, wird den Energiefirmen die Differenz bis zum Preis von 40 Cent subventioniert. Das heißt, der Steuerzahler schießt den Stromfirmen bis zu 30 Cent je kWh zu. Einige Ökonomen befürchten, dass Energieunternehmen ihren Strompreis ohne Zwang auf 40 Cent erhöhen, nur um die 30 Cent an Subvention zu kassieren.
In diesem Zusammenhang wirft die kräftige Erhöhung der Neukunden-Strompreise bei Tiwag (und ihrer Tochter IKB) aus Sicht von Liste-Fritz-Klubchef Markus Sint Fragen auf. Denn just an dem Tag, an dem die Strompreisbremse fixiert wurde, vervierfachte die Tiwag ihren Strom-Arbeitspreis für Neukunden.
Der Vergleich zweier Preisblätter der Tiwag, jeweils mit Gültigkeit ab September 2022, veranschaulicht die Entwicklung. In einem im Juli erstellten Preisblatt gab die Tiwag für Neukunden etwa beim Eco-Tarif noch einen Arbeitspreis von 10,46 Cent netto an. In dem aktuellen Preisblatt, ebenfalls mit September 2022 datiert, wird der Eco-Arbeitspreis nun mit netto 38 Cent je kWh angegeben. Laut den Metadaten des pdf-Dokuments wurde das neue Preisblatt (38 Cent) am Morgen des 7. September 2022 erstellt -jener Tag, an dem im Ministerrat gegen Mittag die Strompreisbremse fixiert wurde. LA Sint mag hier nicht an Zufall glauben und bringt eine weitere Parallele ins Spiel. So hält die Tiwag im Neukunden-Preisblatt fest, dass eine Anpassung des Strompreises, also auch eine mögliche Vergünstigung, abweichend von den üblichen Lieferbedingungen (mit jährlicher Preisanpassung) erst im Juni 2024 erfolgen wird – auch die Strompreisbremse läuft Mitte 2024 aus. Der Comfort-Tarif für Neukunden wurde ebenso am 7.9. auf etwa 38 Cent erhöht, gleichermaßen bis Mitte 2024. Und auch die Tiwag-Tochter IKB habe rund um den 7. September die Neukundenpreise von zuvor 9,5 Cent netto auf ca. 38 Cent erhöht, so Sint. „Wer hier an Zufall glaubt, glaubt auch ans Christkind“, sagt der wahlkämpfende Liste-Fritz-Mandatar: „Das ist natürlich kein Zufall, sondern bewusst gemacht, um bei Neukunden die Subventionen von bis zu 30 Cent einzustreifen. Ausgerechnet öffentliche Unternehmen greifen in die Taschen der Steuerzahler. Energieministerium und Wettbewerbshüter müssen hier einschreiten.“
Tiwag-Chef Erich Entstrasser bestätigt zwar die Neukunden-Preise seit 7. September, weist aber einen Zusammenhang mit der Strompreisbremse zurück. Dies sei lediglich „eine zulässige Denkübung“, sagt er. „Wir wussten zwar, dass eine Strompreisbremse kommt. Die genauen Details kannten wir aber nicht.“
Vielmehr müsse man den Strom für Neukunden, die bisher in der Beschaffungsplanung noch nicht enthalten waren, zu den aktuell hohen Preisen am Markt beschaffen. Für diese Neukunden -im Wesentlichen jene, die von anderen Lieferanten zur Tiwag wechseln, gelten die nun veröffentlichten Preise, so Entstrasser: „Für diese Kunden haben wir zudem die bisherige Limitierung, dass nur Kunden aus dem Tinetz-Gebiet versorgt werden können, aufgehoben.“ Der Fixpreis von 38 Cent netto bis Mitte 2024 habe auch nichts mit der Laufzeit der Strompreisbremse zu tun, sondern liege daran, dass man für Neukunden nächstes Jahr nicht noch einmal erhöhen wolle. Dass Strom günstiger wird, glaubt Entstrasser nicht.
Für Bestandskunden (dzt. ca. 8,5 Cent netto) gelte weiter die bisherige Regelung, wonach nächsten Juni der Preis je nach Gaspreisindex ÖSPI angepasst wird. „Ist ein neuer Vertrag erforderlich, z. B. weil der bestehende Kunde übersiedelt, erhält er den alten Preisansatz mit der zwischenzeitlich eingetretenen ÖSPI-Änderung“, so Entstrasser.
Tiroler Tageszeitung