Produktionsstopp droht – IV OÖ fordert Entlastungen

19. September 2022, Linz

Ein Viertel der oberösterreichischen Betriebe kann einen Produktionsstopp in den kommenden Monaten – vor allem aufgrund der hohen Energiepreise – nicht ausschließen. Das ergab eine aktuelle Blitzumfrage der Industriellenvereinigung (IV) OÖ zur Energiekrise, an der 80 Betriebe teilnahmen. Die Bundesregierung müsse rasch Entlastungsmaßnahmen beschließen, forderte die IV in einer Presseaussendung am Montag.

Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ fürchtet wegen der „überdurchschnittlich hohen Energiepreise in Österreich im weltweiten und sogar im europäischen Vergleich“ um die Wettbewerbsfähigkeit der global tätigen oberösterreichischen Industrie.

Für rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer würden abgesicherte Preise bzw. laufende Verträge zumeist mit Jahresende auslaufen. Einige – energieintensive – Unternehmen seien noch für die kommenden zwei bis drei Jahre abgesichert. Den Rest treffe die Preisexplosion schon jetzt. Der Energiekostenanteil an den Gesamtkosten des Unternehmens rangiere von weniger als einem bis zu 25 Prozent und habe sich mancherorts bereits verdoppelt bis versiebenfacht.

Etwa ein Viertel könne die gestiegenen Kosten vollständig, 60 Prozent teilweise und 15 Prozent gar nicht weitergeben. Bereits jetzt sei bei rund einem Viertel der Unternehmen ein kostendeckender Betrieb nicht mehr möglich. Diese Zahl werde sich weiter kräftig erhöhen. Schon jetzt gehen Aufträge aufgrund fehlender Wettbewerbsfähigkeit verloren, Umsätze brechen ein, skizzierte die IV.

Die Hälfte der Betriebe habe laut IV die Produktion bereits teilweise eingeschränkt oder plant dies bzw. eine verlängerte Weihnachtspause, auch weil eine deutlich zurückgehende Nachfrage erwartet wird. Ein Viertel der Firmen schloss einen Produktionsstopp nicht aus. „Man kann davon ausgehen, dass ohne rasche Hilfe Lieferketten wieder reißen werden“, betonte Haindl- Grutsch. Die Politik müsse dringend handeln. Auf europäischer Ebene fordert die IV die Adaptierung der aktuellen Methode zur Strompreisbildung (Merit Order), die Entkoppelung von Strom- und Gaspreis bzw. ein Modell zur Eindämmung der Gaspreise, in Österreich von der Regierung Energiekostenzuschüsse und Strompreiskompensationen für Betriebe in ausreichender Höhe und Zeitdauer.

Haindl-Grutsch brachte auch Kurzarbeit wieder ins Spiel und kritisierte, dass „die österreichische Energiepolitik der letzten Jahrzehnte eine Melange aus Scheinheiligkeit, Ideologien und naturwissenschaftlich-technischem Unwissen“ gewesen sei. Laut Experten lagere im niederösterreichischen Weinviertel ein Schiefergas-Vorkommen, das Österreich fast 30 Jahre lang versorgen könnte. Die Montanuniversität Leoben habe ein Verfahren entwickelt, das Fracking ohne Verwendung von Chemikalien und damit eine saubere Gewinnung von Schiefergas in Österreich ermöglichen könnte. Stattdessen werde amerikanisches Fracking-Gas, das über LNG-Tanker nach Europa transportiert wird, eingekauft.

Auch die Stromproduktion aus Wasserkraft sei in den vergangenen Jahrzehnten ideologisch motiviert eingeschränkt worden. „Den enormen zusätzlichen Bedarf an CO2-neutralem Strom, Wasserstoff und E-Fuels für Industrie und Mobilität kann Österreich nur über umfassende internationale Kooperationen mit Ländern mit favorablen Rahmenbedingungen für grüne Energie decken“, hieß es. Diese Kooperationen müssten jetzt in die Wege geleitet und die dafür notwendige Infrastruktur in Österreich jetzt gebaut werden.

APA

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