E-Wirtschaft will Strompreis anders senken

21. September 2022

Statt Einnahmen abzuschöpfen, soll es an der Börse Höchstpreise für Strom aus Gas und Kohle geben. Gewinner wäre die Wirtschaft.

Die Stromwirtschaft ist mit dem Vorschlag der EU-Kommission zur vorübergehenden Abschöpfung und Umverteilung von Zufallsgewinnen aus den dramatisch gestiegenen Strompreisen im Großhandel wenig überraschend nicht glücklich. Der Branchenverband Oesterreichs Energie hat am Montag ein alternatives Modell vorgestellt, das ebenfalls hohe Zufallsgewinne verhindern soll.

Die Idee: An den Strombörsen würde EU-weit temporär bei den täglichen Stromauktionen ein Höchstpreis für Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken festgelegt. Anders als beim EU-Vorschlag, „der nur Symptome bekämpft“, würden dadurch die Strompreise sinken, sagte der Präsident von Oesterreichs Energie und Verbund-Vorstand, Michael Strugl. Das würde besonders der Wirtschaft helfen und zugleich die Gewinne der Stromfirmen reduzieren.
Die höheren Gestehungskosten müssten den Gas- und Kohlekraftwerksbetreibern von den Staaten kompensiert werden.

„Natürlich würde das Geld kosten und etwas dauern, bis es umgesetzt ist“, sagte Strugl, auch seien, wie beim Vorschlag aus Brüssel, Begleitmaßnahmen nötig. Aber in jedem EU-Staat ein Umverteilungssystem für die Erlöse, die über 180 Euro je Megawattstunde hinausgehen, aufzubauen nehme ebenfalls Zeit in Anspruch. Langfristig müssten in beiden Fällen die Regeln für die Strommärkte reformiert werden.

Oesterreichs Energie drängte am Montag zugleich erneut auf mehr „Tempo, Elan und Intelligenz“ beim Ökostromausbau. Österreich wolle ab 2040 ohne Erdgas und Erdöl auskommen. Um tatsächlich alles von Heizungen, Verkehr bis hin zu Industrieprozessen zu elektrifizieren oder auf grünen Wasserstoff umzustellen, werde sich der Strombedarf fast verdoppeln, sagte die Generalsekretärin des Verbands, Barbara Schmidt.

Die Stromerzeugung müsste daher gegenüber 2020 um 90 Prozent auf fast 140 Terawattstunden steigen, insbesondere aus Wind- und Sonnenkraft. Das bedeute aber, dass die installierte Leistung von derzeit 25 auf 72 Gigawatt fast verdreifacht werden müsste, damit auch in der Nacht und im Winter genügend Energie zur Verfügung stehe.
„Das ist ein irrer Anstieg“, sagte Schmidt. Die Netzinfrastruktur müsse auf allen Ebenen ausgebaut und völlig verändert werden, um sie für dezentrale Erzeugung und Digitalisierung zu rüsten. Die Vernetzung in Europa könne den Speicher- und Steuerungsbedarf reduzieren.

Kurier

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