Markt goutiert RWE-Zukauf

5. Oktober 2022, Frankfurt

Akquisition. Nach anfänglichen Zweifeln kommt der Kauf in den USA gut an. Katar wird größter Aktionär.

In den Anfangsminuten noch marktkonform schwach, haben sich RWE-Aktien im deutschen Feiertagshandel am Montag zu einem der Dax-Favoriten gemausert. Die Stärkung des Erneuerbare-Energien-Portfolios mit einem Zukauf in den USA war zunächst nur verhalten von den Investoren aufgenommen worden, dann jedoch setzte sich eine positive Einschätzung des Deals am Markt durch. Am späten Vormittag standen die Aktien des Essener Versorgers mit rund eineinhalb Prozent im Plus. Sie gehörten damit zu den besten Dax-Werten.

RWE schluckt für 6,8 Milliarden US-Dollar das Unternehmen Con Edison Clean Energy Businesses, ein nach Unternehmensangaben „im US-Markt führender Betreiber und Entwickler von Solaranlagen und Speichern“. Finanziert wird der Deal zum Teil durch die Emission einer Pflichtwandelschuldverschreibung, die in RWE-Inhaberstückaktien gewandelt und von der Qatar Holding gezeichnet wird. Perspektivisch macht dieser Finanzierungsdeal das arabische Emirat Katar zum mit Abstand größten Aktionär des deutschen Versorgers.

Bei Branchenkennern kam der Zukauf gut an. Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan schrieb von einem strategisch „großartigen“ und passenden Schritt. Für Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies ist die Bewertung des Deals vernünftig. Die Übernahme werde sich positiv auf die Gewinnentwicklung auswirken und verschaffe RWE eine führende Position in den USA auf dem dortigen Markt für Erneuerbare Energien, so der Experte.

Attraktives Umfeld in den USA

Die USA böten aktuell ein von der Regierung gewolltes attraktives Umfeld für Erneuerbare Energien, stellte RBC-Experte John Musk derweil fest. Für ihn kommt die Übernahme daher zum rechten Zeitpunkt, um von dem regulatorischen Umfeld zu profitieren.


Dass die Transaktion am Markt jedoch nicht durchweg gut ankomme, hält Sam Arie von der Schweizer UBS für möglich: So könnte etwa die stärkere Fokussierung auf die Solarenenergie einigen Investoren nicht schmecken. Womöglich könnte am Markt auch eine gewisse Besorgnis über eine Gewinnverwässerung entstehen. Und drittens sei eine Transaktion in US-Dollar etwas, zu dem die Meinungen angesichts der aktuellen Stärke der Währung sicherlich variieren dürften, so Arie.

Die Presse