ÖAV sieht Windräder im Gebirge kritisch

12. Oktober 2022, Innsbruck
Es geht auch um Landschaftszerstörung - Lautzenhausen, APA/dpa

Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) hat ein Positionspapier vorgelegt und sich kritisch, aber nicht ablehnend zu Windrädern im Gebirge positioniert. Die Rufe nach ebensolchen sind in der letzten Zeit – auch im Tiroler Landtagswahlkampf – immer lauter geworden. Der ÖAV listete nun laut einem Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ (Mittwochsausgabe) wesentliche Kriterien auf, die bei der Planung derartiger Anlagen im Gebirge berücksichtigt werden müssen.

Windparks würden viel Fläche zerstören und sich negativ auf das Landschaftsbild auswirken, führte ÖAV-Naturschutzreferent Andreas Griebaum gegenüber der „TT“ aus. Zentrales Kriterium für einen Standort müsse sein, dass die Errichtung der Windkraftanlage ohne schwerwiegende Eingriffe für die notwendige Infrastruktur möglich ist, bzw. im Idealfall bestehende Infrastruktur genutzt werden kann.

In Frage kämen Windparks nur außerhalb von Schutzgebieten und deren Pufferzonen, unterhalb der Waldgrenze und außerhalb von alpintouristisch bedeutenden Gebieten, so der ÖAV im Positionspapier, das der APA vorliegt. „Ebenfalls nicht beeinträchtigt werden dürfen Wildtierkorridore und Gebiete, die eine hohe Bedeutung für gefährdete Vogel- und Fledermausarten haben“, sagte Griebaum. Rücksicht zu nehmen sei auch auf naturschutzfachlich wertvolle Flächen. Der Idee, Windkraftanlagen in bestehenden Skigebieten zu errichten, konnte ÖAV-Generalsekretär Clemens Matt etwas abgewinnen, mahnte aber: „Das sollte aber dann nicht dazu führen, dass man die zusätzliche Energie für zusätzliche Beschneiungsanlagen verwendet“.

ÖAV-Vizepräsident Gerald Dunkel-Schwarzenberger, im Verein für die Themen Raumplanung und Naturschutz verantwortlich, plädierte sowohl gegenüber der „TT“ als auch im Gespräch mit der APA dafür, dass in Bezug auf die Energiewende Einsparungspotenzial und Effizienzsteigerungen an „erster Stelle“ stehen müssen. Studien belegten schließlich ein Einsparungspotenzial von 45 Prozent – „ohne jeglichen Komfortverlust“. Dies sei der „größte Hebel“, ohne Anreize sei eine Energiewende schlicht „nicht schaffbar“. Dunkel-Schwarzenberger mahnte eine „umfassende Energieraumplanung“ ein und kritisierte, dass die Diskussion aktuell sehr auf den Faktor Windkraft „getrimmt“ sei. „Natürlich“ sehe aber auch der ÖAV, dass Windkraft einen wichtigen Beitrag leiste, man dürfe die Energiewende nur nicht „an lediglich einem Energieträger festmachen“. Ferner wünschte er sich eine „frühzeitige Einbindung aller Stakeholder“ in Bezug auf Klima- und Umweltschutz sowie die Energiewende betreffend.

Wie Daten der IG Windkraft zeigen, teilen sich Niederösterreich und das Burgenland mit rund 85 Prozent aktuell den Löwenanteil der österreichischen Stromerzeugung aus Wind. Insgesamt 1.307 Windkraftanlagen sind dort in Betrieb. In Tirol, Salzburg und Vorarlberg steht noch kein einziges Großwindrad.

In Tirol hatten sich vor allem ÖVP und FPÖ ablehnend gegenüber Windkraft geäußert und unter anderem den Landschaftsschutz und die topografischen Begebenheiten als Gründe für ihre Haltung angeführt. ÖVP-Obmann Anton Mattle, der sich derzeit in Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ befindet, hatte jedoch im Wahlkampf angekündet „hier und da“ schon auch auf Windkraft setzen zu wollen.

Eine vom Land in Auftrag gegebene Studie hatte 2021 ergeben, dass 50 bis 75 Windkraftanlagen machbar wären und bis zu 5,5 Prozent des Tiroler Elektrizitätsbedarfs decken könnten. Allerdings stünden diese zu 75 Prozent in Landschaftsschutzgebieten.

APA

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