So rechnet sich Ökostrom

12. Oktober 2022

Der hohe Strompreis macht die bisherigen Förderungen für erneuerbare Energie vorerst unnötig. Doch Schwankungen in der Produktion und ein steigender Stromverbrauch trüben das Bild.

Helmut Kretzl Wien. Der hohe Strompreis wirbelt das Fördermodell für erneuerbare Energie durcheinander. Die aktuellen Preise sind so hoch, dass eine Förderung wie früher vorerst nicht mehr nötig ist. Wie lange das der Fall sein wird, ist offen. Wolfgang Urbantschitsch, Vorstandsdirektor des Energieregulators E-Control, sprach am Montag von einer „Hochpreisphase, die wohl noch eine Zeit lang andauern wird“. Das könnte sich ändern, sobald der Strompreis wieder sinkt – wofür es aktuell aber keine Anzeichen gibt. Auf absehbare Zeit sei nicht zu erwarten, dass die Preise wieder auf frühere Niveaus zurückkehren würden.

Damit verliert die bisher wichtige Förderung von Ökostrom an Bedeutung. Die Anfänge dieser Entwicklung zeigt bereits der „EAG-Monitoringbericht“, der Nachfolger des bisherigen Ökostromberichts, der einen Überblick über die Entwicklungen zum Ausbau erneuerbarer Energie in Österreich liefert. Ziel ist es ja, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken.

Demnach ist bereits im Vorjahr 2021 die von der Abwicklungsstelle für Ökostrom (OeMAG) abgenommene Menge von 9549 GWh auf 8363 GWh gesunken. Noch deutlicher hat die installierte Leistung abgenommen, sie sank von 4279 auf 2698 MW. Das bedeute nicht, dass diese Leistung verloren oder stillgelegt worden sei, unterstreicht E-Control-Vorstand Alfons Haber, „sondern nur, dass diese temporär aus dem Fördersystem ausgetreten ist, um den Strom zum höheren Marktpreis zu vermarkten“. Das heißt, viele Anlagen nutzen den hohen Marktpreis und vermarkten den Strom direkt und nicht mehr über die OeMAG, wie das bisher der Fall war.

Der EAG-Monitoringbericht setzt erstmals die neuen Vorgaben durch des 2021 in Kraft getretene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) um. Das stellt auch die Berechnung auf neue Beine. Wurde bisher nur der ins öffentliche Netz eingespeiste, geförderte erneuerbare Strom berücksichtigt, geht es jetzt um den gesamten Strom aus erneuerbaren Quellen. Damit verschiebt sich die Basis. War bisher der Verbrauch im öffentlichen Netz die Bezugsgröße, so verlagert sich die Betrachtung nun auf den gesamten Stromverbrauch im Inland.

Dieser ist (ohne Verbrauch für Pumpspeicher) im Jahr 2021 von 69.830 GWh auf 72.423 GWh gestiegen, weisen die Zahlen im EAG-Bericht aus. Zugleich ging die Bruttostromerzeugung zurück, von 72.414 auf 70.292 GWh. Auch der Anteil von erneuerbarer Energie im heimischen Netz hat sich verringert. Belief sich der Anteil von Ökostrom im Jahr 2020 (auf Basis des Verbrauchs im öffentlichen Netz samt Pumpstrom) auf 81 Prozent, sank dieser Wert auf vergleichbarer Basis 2021 auf 73 Prozent. Nach der neuen Berechnungsmethode macht der Anteil von Strom aus Erneuerbaren im abgelaufenen Jahr 71 Prozent aus. Gründe für den Rückgang seien die geringere Erneuerbaren-Produktion im wasser- und windarmen Jahr 2021 sowie der höhere Verbrauch.

Die installierte Leistung – also die Menge, die bestehende Anlagen produzieren können – ist im Jahr 2021 im Vergleich zum Jahr davor um 1003 MW gestiegen. Zugleich sank die produzierte Menge um 2433 GWh.

Salzburger Nachrichten

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