Forscher halten Gas-Reduktion für „möglich und wichtig“

20. Oktober 2022, Potsdam
Es muss zurückgedreht werden - Frankfurt/Main, APA/Deutsche Presse-Agentur GmbH

Die Forscher vom Kopernikus-Projekt Ariadne am deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) halten eine deutliche Reduktion des Gasverbrauchs in allen Bereichen für den wichtigsten Schritt, um eine Gasmangellage zu vermeiden. Nur durch „konsequente Gaseinsparungen“ lasse sich „der durch die Energiekrise entstandene Schaden für die deutsche und europäische Bevölkerung und Wirtschaft wirksam eingrenzen“, erklärte der PIK-Direktor Ottmar Edenhofer am Donnerstag.

„Unsere Berechnungen zeigen: 30 Prozent Reduktion beim Gasverbrauch sind möglich und wichtig“, fügte der Vize-Leiter des Projekts, Gunnar Luderer, hinzu. So könnten auch „die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß“ begrenzt werden.

Die Forscher fordern dafür insbesondere eine „deutliche Trendwende in der Energiewirtschaft und in der Gebäudewärme, die bisher kaum Verbrauchsminderungen realisieren konnten“. Durch einen konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien „flankiert von einer zeitlich begrenzten stärkeren Nutzung von Kohlekraftwerken“ könne die Gasverstromung bis 2023 um bis zu 50 Prozent und bis 2025 um bis zu 80 Prozent gesenkt werden, erklärten sie.

Im Gebäudesektor liegt kurzfristig das größte Einsparpotenzial im Heizverhalten der Verbraucher, zum Beispiel durch „Absenken der Raumtemperatur um ein oder zwei Grad, die Nutzung der Heizung nach Bedarf statt im Dauerbetrieb oder intelligente Heizungsregler“. Dazu müssten mehr Wärmepumpen installiert, Anschlüsse an Fern- und Nahwärmenetze gelegt und der Gebäudebestand stärker saniert werden. So könnten zeitnah 30 Prozent eingespart werden.

In der deutschen Industrie gehen die Ariadne-Forscher von einem weiteren Gaseinsparpotenzial von 50 Prozent bis 2025 aus. Damit dies nicht zulasten der Klimabilanz geht, weil etwa auf Öl umgestellt wird, brauche es eine „schnellere Elektrifizierung in der Dampferzeugung“ sowie „eine beschleunigte Entwicklung CO2-neutraler Verfahren für große Einzelanlagen“.

„Energiesicherheit und Klimaschutzziele sind kein Widerspruch – im Gegenteil“, erklärte Edenhofer. „Kurzfristig notwendige Politikinterventionen können und sollten also auf beide Ziele einzahlen“. Ebenso wichtig wie Gaseinsparungen „sind jedoch auch Maßnahmen zur sozialen Abfederung“.

APA/ag

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