Kein Fotovoltaik-Ausbau ohne die Grüne Wiese

9. November 2022

Raus aus Öl und Gas – das ist ein weltweites Ziel, das durch den Krieg in der Ukraine noch drängender wird. Einer der Wege dorthin ist die Nutzung der Sonnenenergie für die Stromerzeugung. In Österreich steigt die Anschlussleistung zügig an: Heuer kommen 1,2 Millionen Kilowatt Leistung hinzu, das ist ein Viertel der momentanen Gesamtleistung von 4 Millionen Kilowatt. Damit werden allerdings nur 6,5 Prozent des in Österreich verbrauchten Stroms erzeugt. Im Jahr 2040 soll es das Zehnfache sein.

Diese Zahlen nannte Herbert Paierl, früherer ÖVP-Landesrat und heutiger Unternehmer in der Fotovoltaik-Branche, bei einer Podiumsdiskussion im kunsthaus muerz in Mürzzuschlag. Paierl ist auch Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes „Photovoltaic Austria“, der Interessensvertretung der heimischen Fotovoltaik-Unternehmer.

Eingeladen hatte die „Viktor Kaplan Gesellschaft Mürzzuschlag“. Deren Prokuristin Lara Köck – auch Landtagsabgeordnete der Grünen – wies auf das drängende Problem der Energiewende hin. Köck freute sich, dass sie nicht nur den anerkannten Experten Herbert Paierl für diesen Abend gewinnen konnte, sondern auch Kleine-Zeitung-Umweltredakteur Günter Pilch, der „immer faktenorientiert und immer ohne Polemik“ dieses Thema behandle.
Währendeinige Bundesländer mehr Strom erzeugen als sie verbrauchen, etwa Tirol, Kärnten oder das Burgenland, ist es in anderen umgekehrt, etwa in der Steiermark. Hier ist die Kluft zwischen der Erzeugung und dem Verbrauch am höchsten, was laut Paierl auch am hohen Verbrauch der Schwerindustrie liege. Die Steiermark ist also ein Importeur, auch international, erklärt Paierl: „Wir haben auch Strom vom Atomkraftwerk Krško im Netz, da dürfen wir uns keine Illusionen machen.“

Ein Ausweg ist die Fotovoltaik, aber der zügige Ausbau stößt auf Hindernisse. Ein Problem dabei ist die Speicherung, denn die Sonne scheint bekanntlich nicht immer. Paierl ist überzeugt, dass sich diese Hürde bald genommen werden kann: „Das Problem der Speicherung großer Strommengen haben wir bis 2040 gelöst.“

Ein weiteres Hindernis ist die Bürokratie, derzeit regeln 34 unterschiedliche Gesetze – meist auf Landesebene – den Ausbau. Die Fotovoltaik-Lobby fordert schnellere Verfahren, einiges sei bereits in Bewegung, so Paierl.
Schwierigersind der Ausbau und die Verstärkung des Leitungsnetzes: „Die Frage ist immer, wer das bezahlt. Schlägt man die Kosten den vielen kleinen PV-Betreibern auf, wären die Anlagen oft nicht mehr finanzierbar“, führt Paierl aus. Ein Mann aus dem Publikum fragte: „Und wer zahlt jetzt die Stützung der hohen Gaspreise? Wir Steuerzahler, und wir werden auch das Stromnetz zahlen müssen.“

Paierl räumte auch mit der Vorstellung auf, dass man mit Fotovoltaik-Anlagen auf Dächern das Auslangen finden könnte. Man werde auch Grünflächen heranziehen müssen: „Das ist ja keine Bodenversiegelung, da wird gemäht, da kann man Bienenvölker aufstellen, und man hat eine große Biodiversität.“ Paierl sprach von Anlagen mit bis zu 50 Hektar Fläche in der Steiermark, laut Moderator Pilch seien vom Land bereits 960 Hektar Freiflächen vorgesehen.
Die Lösung all dieser Probleme wird nicht ohne Konflikte abgehen, dennoch dürfe man das Ziel nicht aus den Augen verlieren, sagte Paierl, gerade angesichts des rasanten Klimawandels.

Und ein Besucher brachte einen anderen Aspekt in die Diskussion ein: „Ich beziehe seit 30 Jahren Solarenergie, und die Sonne hat mir noch nie eine Rechnung geschickt.“

Kleine Zeitung

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