Kohleausstieg Energiekrise mischt Karten neu

9. November 2022

Der überwiegende Teil der Treibhausgasemissionen stammt aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Dennoch mussten fast 30 Jahre vergehen, ehe das Übel auch von der politischen Ebene beim Namen genannt wurde. Im Glasgow Climate Pact einigten sich die Staaten des Pariser Klimaabkommens erstmals auf eine Abkehr von „unverminderter“ Kohleenergie und das Aus „ineffizienter“ Subventionen für fossile Energie. Die Abschwächungen reklamierten China und Indien in letzter Minute in den Text. Trotzdem ist das Bekenntnis ein Novum.

Der Krieg in der Ukraine machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung: Weniger als ein Jahr nach dem Pakt werden in Europa Kohlekraftwerke reaktiviert, Gasterminals aus dem Boden gestampft und Bohrungen im Ausland finanziert. Versorgungssicherheit wird kurzfristig wichtiger als Klimaschutz. Wegen steigender Preise haben sich die Subventionen für fossile Energie laut IEA auf rund 700 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt. Langfristig dürfte sich das Blatt wenden: Denn die erneuerbaren Energien werden sowohl bei Kosten als auch Autonomie konkurrenzfähiger. Für das 1,5-Grad-Ziel verläuft diese Entwicklung aber viel zu langsam.

Der Standard