OÖ macht Tempo bei Erneuerbaren

9. November 2022

LH Stelzer besuchte oö. Gas-Verdichterstation Oberkappel-Neustift/Mühlkreis

Rundgang in der Gas-Verdichterstation Oberkappel-Neustift von Gas Connect Austria: GCA-Prokurist Gernold Weißenböck (l.) führte eine Delegation mit Landeshauptmann Thomas Stelzer an der Spitze durchs Firmengelände im Mühlviertel.

Oberösterreich hat mit der Gas-Verdichterstation Oberkappel-Neustift im Mühlviertler Bezirk Rohrbach und an der Grenze zu Bayern einen wichtigen Knotenpunkt zur Gasversorgung in Österreich mit internationaler Bedeutung — durch das Zusammentreffen der West-Austria-Gasleitung (WAG) und der Penta-West. „Anders als sonst üblich fließt derzeit Gas aus Deutschland nach Oberkappel-Neustift“, erklärte Gernold Weißenböck, Prokurist des Betreibers Gas Connect Austria (GCA), gestern bei einem Besuch von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

OÖ größter Erdgas-Nutzer

„Der Industriestandort Oberösterreich ist in Österreich der größte Nutzer von Erdgas. Daher steht für uns in diesen angespannten Zeiten viel auf dem Spiel. Wir treiben den Ausbau erneuerbarer Energien mit großem Tempo voran, doch gleichzeitig muss auch die Gasversorgung noch Jahre über die aktuelle Krise hinaus gesichert werden“, betonte LH Stelzer. In OÖ entfallen 40 Prozent des Energieverbrauchs auf die Industrie und dort wiederum ebenfalls 40 Prozent des Energieeinsatzes auf Erdgas. Die stärksten industriellen Nutzer von Erdgas sind die Sektoren Chemie, Eisen und Stahl, sowie Druck und Papier oder die Verarbeiter mineralischer Rohstoffe.

Erdgas aus Norwegen

Um unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden hat sich die OMV bis September 2023 zusätzliche Transportkapazitäten von 40 TWh nach Österreich gesichert. Über den Knoten Oberkappel sollen große Mengen an Erdgas aus Norwegen sowie aus küstennahen Flüssiggas-Übernahmeterminals ins Land fließen. „Derzeit wird die WAG unter Ausschöpfung aller technischen Möglichkeiten von West nach Ost betrieben und konnte damit zur Erreichung der österreichischen Speicherziele beitragen“, erklärte Weißenböck.

Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit würde ein elektrisch betriebener Kompressor in Rainbach (Bezirk Freistadt) beitragen, um selbst genug Druck erzeugen zu können, verwies Weißenböck darauf, dass man derzeit noch Generatoren in Deutschland benötige, um den notwendigen Druck zustande zu bringen.

Laut Energieministerium bestehe seit wenigen Wochen ein Übereinkommen zwischen Österreich und Deutschland, das für Oberösterreich auch dann noch Gas-Zuflüsse aus dem Nachbarland sicherstellen soll, wenn sich dort die Versorgungslage weiter zuspitzen sollte, hieß es. Besonders hervorgehoben hat Stelzer, dass eine starke Gas-Infrastruktur sowohl heute, aber auch noch in Jahrzehnten für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes OÖ „entscheidend“ sei. „Eines Tages werden wir gemeinsam den Punkt erreicht haben, wo kein fossiles Importgas mehr benötigt wird. Dann brauchen wir aber eine starke bestehende Gas-Infrastruktur für den Transport von Biogas, synthetischem Gas oder auch von Wasserstoff“, so Stelzer. „Daher bleiben wir in OÖ beim Klimaschutz mit Hausverstand. Heißt: Realismus und Ehrlichkeit statt Aktionismus und Utopie.“ Diese Grundhaltung komme im neuen 200 Mio. Euro Zukunftsfonds für die stufenweise energietechnische Umstellung in OÖ zum Ausdruck.

245 km lange Leitung

Die 245 km lange Transitleitung WAG — zwischen dem Gasknoten Baumgarten an der March (NÖ) und der deutschen Grenze bei Oberkappel — ist mit zahlreichen Abzweigstationen in die Verteilnetze der Landesenergieversorger ein wichtiger Versorgungsstrang für Haushalte, Gewerbe und Industrie in den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich. Oberkappel-Neustift ist Teil der mitteleuropäischen Gasleitung MEGAL und eine Mess- und Regelstation, in der das eintreffende Gas geprüft, gereinigt und exakt gemessen wird. Die kürzlich erneuerte Station entspricht mit modernen Ultraschall-Gaszählern und flexibler Steuerung dem neuesten Stand der Technik. Jährlich fließen rund 5 Mrd. Kubikmeter Gas über die Messstation Oberkappel. Der jährliche Gesamtbedarf an Gas in Österreich beträgt rund 9 Mrd. Kubikmeter.

Betrieb in zwei Richtungen

Für die Gasleitung Penta-West ist Oberkappel-Neustift eine Verdichterstation und wird ausschließlich mit modernen und emissionsarmen Elektroverdichtern betrieben. Die 95 Kilometer lange Penta-West kann ebenfalls in beide Richtungen betrieben werden, zweigt in Oberkappel-Neustift von der WAG ab und führt bis zur deutschen Grenze in Überackern (Bezirk Braunau). Sie ist einerseits für die Versorgung des südbayerischen Raums von Bedeutung und stellt eine wichtige Verbindung zum zweitgrößten Erdgasspeicher Mitteleuropas in Haidach bei Straßwalchen dar.-he-

Oberösterreichisches Volksblatt

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