Schmutzige Energien werden mit Riesensummen gefördert

9. November 2022, Brüssel

Der Internationale Währungsfonds legt Zahlen vor. Die Agentur für erneuerbare Energien auch.

Weltweit beliefen sich die Subventionen für die fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas im Jahr 2020 auf 5,9 Billionen Dollar. Das berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF). Diese Summe entspricht 6,8 Prozent des globalen Wirtschaftsprodukts. Da der Anteil der Schwellenländer am Ölverbrauch steigt, werden es 2025 bereits 7,4 Prozent sein, prognostiziert der IWF. Die Spritsubventionen sind in diesen Ländern besonders ausgeprägt.
Mit Investitionen in dieser Höhe ließe sich laut verschiedenen Studien, darunter von der Universität in New York, das 1,5-Grad-Ziel erreichen.

Direkte Stützungen des Preises von Öl, Kohle und Gas sind im Mittleren Osten, Nordafrika und Russland plus Nachbarn am meisten verbreitet. Weltweit machen diese direkten Förderungen nur einen kleinen Teil aus. Laut IWF entfallen gut 9o Prozent auf Steuernachlässe und fehlende Berücksichtigung der externen Kosten, die bei der Verwendung fossiler Energien auftreten. Hier wiederum spielen die Kosten durch die Luftverschmutzung die größte Rolle, gefolgt von jenen der Erderwärmung.

Unter dem Strich sind im Verhältnis zur jeweiligen Wirtschaftskraft die fossilen Subventionen in Europa mit rund zwei Prozent am niedrigsten. In Russland und angrenzenden Ländern dagegen machen sie mehr als ein Drittel aus, 16 Prozent im Mittleren Osten und Nordafrika sowie 10 Prozent in Ostasien.

Bereits 2009 haben die G20 ein Auslaufen der Förderungen für schmutzige Energien gefordert. Der UNO-Klimagipfel in Glasgow im vergangenen Jahr fand zu einer Einigung für ein Auslaufen „ineffizienter“ Subventionen. Geschehen ist seitdem nicht viel. Einer der Gründe ist, dass Länder bei einem Wegfall der Subventionen öffentliche Proteste fürchten. Was auch damit zu tun habe, dass die Bevölkerungen ihren Regierungen zumeist keinen Ausgleich zutrauten, betonte der IWF.

Die Internationale Agentur für Erneuere Energien (IRENA) wiederum verwies in einer zur COP27 in Sharm el Sheikh erschienenen Studie auf die Tatsache, dass der günstigste Strom mittlerweile fast überall aus erneuerbaren Energie erzeugt wird. Die durchschnittlichen Stromgestehungskosten aus neu gebauten Solarkraftwerken sind demnach zwischen 2010 und 2020 um 85 Prozent gesunken, die Kosten von Solarthermie um 68 Prozent, die für Windkraft an Land um 56 und die für Windkraft auf See um 48 Prozent. Erneuerbare Energien würden daher „in fast allen Ländern bereits standardmäßig für die Erweiterung der Kapazitäten im Stromsektor eingesetzt“, hieß es.
Allerdings seien Industrie und Heizungen immer noch stark auf Gas angewiesen, im Verkehrssektor dominiere das Öl. 2021 entfielen aber bereits 8,3 Prozent des weltweiten Autoabsatzes auf E-Fahrzeuge, Tendenz rasant steigend.
Aber immer noch deckt die Welt 80 Prozent ihres Energiebedarfs mit Kohle, Öl und Gas.

von Martin Stricker

Salzburger Nachrichten