Staaten bauen zu viel Infrastruktur für Flüssiggas auf

10. November 2022, Sharm el-Sheikh
LNG-Infrastruktur: Zu viel Eifer - Dortmund, APA/AFP

In der aktuellen Energiekrise bauen die Staaten weltweit in großer Eile viel Infrastruktur für Flüssiggas auf – aber deutlich mehr als eigentlich benötigt wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Climate Action Tracker, die am Donnerstag von Forschern auf der Weltklimakonferenz in Sharm el-Sheikh veröffentlicht wurde.

Die klimaschädlichen Emissionen dieser neuen Gas-Kapazitäten gefährden demnach massiv das Ziel, den Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Den Daten zufolge könnte die absehbare Überversorgung an Flüssiggas schon 2030 etwa 500 Megatonnen erreichen. Das entspreche der fast fünffachen Menge dessen, was die EU 2021 an russischem Gas importiert habe. Und es sei das Doppelte der Gesamtmenge, die Russland zurzeit weltweit verkaufe.

Bill Hare, Chef der Partnerorganisation Climate Analytics, sagte, es gebe einen weltweiten Run auf Flüssiggas – in Europa, Afrika, Nordamerika, Asien und Australien. Würden alle Projekte verwirklicht, treibe das den Ausstoß klimaschädlicher Gase wie CO2 und Methan in noch gefährlichere Höhen. Fossile Energieträger könnten aber nirgends die Lösung für die aktuelle Klima- und Energiekrise sein.

Weiteres Ergebnis der Action-Tracker-Analyse: Selbst wenn die Zusagen aller Staaten zum Klimaschutz für das Jahr 2030 umgesetzt werden, erwärmt sich die Erde Forschern zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts immer noch um etwa 2,4 Grad. In diesem Punkt kommen die Analysen zu demselben Wert wie schon auf der Klimakonferenz in Glasgow vor einem Jahr. Wenn man nur betrachtet, was die Staaten jetzt tun, und weitere Ankündigungen ausblendet, heizt sich der Planet demnach bis 2100 sogar um 2,7 Grad auf. Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, müssten nach Berechnungen des Weltklimarats bis 2030 die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase aber etwa halbiert werden.

APA

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