Dänen beim Klimaschutz-Index vorne, Chile & Co. holen auf

14. November 2022, Sharm el-Sheikh/Wien

Vorjahressieger Dänemark hat beim Klimaschutz-Index CCPI 2023 erneut die beste Bewertung erhalten, wieder knapp vor Schweden – neu hingegen ist Chile mit der drittbesten Wertung. Erneut bleiben die ersten drei Plätze leer: Kein Staat ist beim Klimaschutz vorbildlich genug, so das alljährliche Fazit von Germanwatch und NewClimate Institute zu den 60 Großemittenten. Österreich, das 2021 auf Rang 36 zu den „Low Performern“ abgerutscht war, verbesserte sich leicht auf Rang 32.

Nicht nur Chile, auch Marokko und Indien folgen auf den Plätzen sieben und acht, zeigten auch in den vergangnen Jahren konstant gute Ergebnisse im CCPI und nähern sich so den skandinavischen Spitzenreitern Dänemark und Schweden an – und das ist für die beiden Index-Ersteller auch die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist hingegen, dass der größte Emittent China stark zurückgefallen ist und im neuen Index um 13 Plätze verschlechtert in der Gesamtkategorie „sehr schlecht“ gelandet ist, wo trotz einiger Verbesserungen in der Klimapolitik auch der zweitgrößte Emittent, die USA, weiterhin zu finden ist (Plätze 51 und 52).

Österreich liegt mit Rang 32 auch im EU-Vergleich im unteren Mittelfeld, aber konnte sich damit noch knapp in die Kategorie „mäßig“ retten, Nachbarland Deutschland ist mit Rang 16 doppelt so gut bewertet und landete trotz Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr wieder bei den „Guten“. Die Platzierung Österreichs ergibt sich aus einer niedrigen Bewertung in den Kategorien Treibhausgasemissionen und Energienutzung, aber einer hohen Bewertung für die Leistungen im Bereich der erneuerbaren Energien zusammen mit einer mittleren Bewertung in der Klimapolitik.

„Wer statt Mittelfeld zu den Vorreitern gehören will, muss auch liefern. Die österreichische Regierung hat es in der Hand, die Verkehrs- und Energiewende voranzutreiben, damit auch die kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten vorfinden. Die Position im Mittelfeld ist ein klarer Arbeitsauftrag an die Regierung“, sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich. Besonders in zwei Bereichen hat Österreich ein schlechtes Zeugnis erhalten: Jährlich werden in Österreich rund 77 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen. Dieses hohe Niveau hat sich seit rund 30 Jahren kaum verändert. Zudem schneidet das Land auch in puncto Energieverbrauch schlecht ab. Erst seit dem Ukraine-Krieg wurde das Thema Energiesparen auf die Regierungsagenda gesetzt, merkt die NGO an. Greenpeace und WWF Österreich sowie das Forum Wissenschaft & Umwelt waren die namentlich genannten Mitwirkenden am aktuellen CCPI-Index.

Positiv zu vermerken seien im Fall von Österreich nur die Einführung des CO2-Preises und das Klimaticket, die Emissionen sind weiter auf Rekordhöhe, hieß es von Global 2000 zum Ergebnis. Dieses führe uns auch heuer wieder vor Augen, wie rückständig die Klimapolitik in Österreich sei. „Das Erneuerbaren Wärmegesetz war ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn klare Regeln für den Gas-Ausstieg noch kommen müssen. Außerdem fehlen zwei weitere wichtige Meilensteine: Das Klimaschutzgesetz und das Energieeffizienzgesetz“, stellte Klima- und Energiesprecherin Viktoria Auer fest.

In der CCPI-Gesamtbilanz konnte Österreich seine CO2-Emissionen seit 30 Jahren trotz des Ausbaus Erneuerbarer Stromprojekte nicht reduzieren, resümierte der WWF: „Echter Klimaschutz erfordert einen ganzheitlichen Zugang: Wir müssen deutlich mehr Ressourcen sparen und wertvolle Böden besser schützen. Eine intakte Natur ist unser bester Verbündeter gegen die Klimakrise“, sagte Sprecher Thomas Zehetner. Seit über 680 Tagen fehle das Klimaschutzgesetz, und damit der Pfald zur Klimaneutralität 2040. „Die gesamte Bundesregierung muss endlich umsetzen, was sie bereits vor zwei Jahren im Regierungsprogramm angekündigt hat. Das hat höchste Priorität, damit langfristig Planungssicherheit besteht – für die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft“.

Die EU klettert in der Gesamtwertung drei Plätze nach oben und verfehlt mit Rang 19 nur knapp die Kategorie „gut“. Hauptgrund für den Aufstieg ist eine bessere Bewertung in der Kategorie Klimapolitik, die auf die nachgeschärfte Zielerhöhung im Rahmen des Fit for 55-Pakets zurückzuführen ist.

Insgesamt ist die Lage der 27 EU-Staaten höchst uneinheitlich: Neun und damit ein Drittel befinden sich in der Kategorie „gut“, sieben in „schlecht“ und zwei gar in „sehr schlecht“. Dänemark und Schweden sowie Aufsteiger Niederlande (13., sechs Plätze hoch) rangieren weit oben, Polen (54.) und Ungarn (53.) hingegen in der untersten Kategorie „sehr schlecht“, was unter anderem auf die Bewertung in der Klimapolitik zurückzuführen ist. Dort finden sich dann auch die Schlusslichter im Gesamt-Index, nämlich die ölreichen Länder Iran (63.), Saudi-Arabien (62.) und Kasachstan (61.). Bei der Klimapolitik-Bewertung sticht Russland negativ hervor: Es liegt mit 0,0 Punkten auf dem letzten Platz und löst damit Australien ab.

Service: https://ccpi.org/

APA

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