US-Klimabeauftragter John Kerry hat alle Länder dazu aufgerufen, den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Methan (CH4) rasch zu verringern und bis zur Weltklimakonferenz Ende 2023 in Dubai das Gas in die Klimaschutzziele einbeziehen. „Das ist absolut entscheidend dafür, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten“, so Kerry auf der COP27 in Sharm el-Sheikh. Die Treibhauswirkung von Methan wird auf 100 Jahre betrachtet rund 28-mal so hoch wie jene von CO2 eingeschätzt.
Seit dem Start der von den USA und der EU mit rund 100 Ländern ins Leben gerufenen Methan-Initiative im vergangenen Jahr sei der Pakt auf 150 Länder angewachsen – 50 davon hätten nationale Aktionspläne verabschiedet. Der Pakt hat das Ziel, den Ausstoß von Methan bis 2030 um mindestens 30 Prozent im Vergleich zu 2020 zu senken. Chinas Klimasonderbeauftragter Xie Zhenhua präsentierte auf einer Veranstaltung im Rahmen der COP27 zwar die politischen Maßnahmen seines Landes zur Verringerung der CH4-Emissionen, wollte sich aber nicht an der internationalen Vereinbarung beteiligen, Österreich ist der Initiative im September beigetreten.
Neben der Landwirtschaft ist auch der Energiesektor eine große Baustelle beim Thema Methan. So sollen etwa Lecks in Förder- und Produktionsanlagen aufgespürt und gestopft werden. Außerdem müsse das Abfackeln von Erdgas gestoppt werden, betonten Kerry und EU-Klimakommissar Frans Timmermans bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz. „Das ist Wahnsinn“, sagte Timmermans dazu. Eine entschiedene Verringerung von Methan werde in den kommenden Jahren einer der wichtigsten und wirksamsten Hebel beim Klimaschutz sein.
Vergangene Woche hatte ein auf der COP27 vorgestellter Datenreport aufgezeigt, dass bei der Förderung und Produktion von Öl und Gas drei Mal so viele klimaschädliche Gase freigesetzt werden, als die Staaten bisher offiziell an die UN berichteten. Diese Angaben basieren auf Messungen der Non-Profit-Initiative Trace, an der Datenanalytiker, Forscher und Nichtregierungsorganisationen mitarbeiten.
Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher bei Global 2000, gab gegenüber der APA zu bedenken, dass bei der Gasproduktion Leckagen im Ausmaß von 0,2 bis zehn Prozent auftreten können – Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas. Überprüfbar sei der tatsächliche Anteil allerdings schwer, auch weil es keinen transparenten Zugang zu den Daten von Anlagen wie etwa in Russland gibt. „Schon ab einer Leckage von 2,7 Prozent wird Erdgas aber schon so klimaschädlich wie Kohle“, warnte Wahlmüller vor den Folgen.
Insgesamt sieht es in der Realität bisher düster aus beim Thema Methan. Der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge ist die Konzentration des mächtigen Treibhausgases in der Atmosphäre seit Beginn der systematischen Messungen vor fast 40 Jahren nie so stark gestiegen wie im vergangenen Jahr. Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe damit 2021 einen Höchststand erreicht, ebenso wie die von Kohlendioxid und Lachgas – jeweils seit Beginn der Messungen dieser Treibhausgase.
Service: Trace Datenreport unter: http://dpaq.de/fYzvg
APA/dpa