Kroatien einigt sich mit Österreich und Bayern auf Energiekooperation

28. November 2022

Kanzler Karl Nehammer will künftig für Österreich Flüssiggas vom Terminal auf der Insel Krk beziehen, der ausgebaut werden soll

Die Zeiten ändern sich deutlich. Vor einigen Jahren noch, als Österreich und Deutschland ganz auf das billige Gas aus Russland setzten, wurden Alternativen aus Flüssiggasterminals links liegengelassen. Doch nun pilgerten am Donnerstag der österreichische Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf die kroatische Insel Krk, wo vergangenes Jahr in Omišalj ein Flüssiggasterminal (LNG) eröffnet wurde.

Beiden ging es um eine politische Einigung mit der kroatischen Regierung. Denn das Gas aus Krk ist im Moment extrem gefragt. Bis 2027 sind alle Kapazitäten ausgebucht. Der kroatische Premier Andrej Plenković ließ beim Besuch Nehammers auch durchklingen, dass es nun auch auf das Wohlwollen der Regierung in Zagreb ankomme.

Ausbau des Terminals

Nehammer und Söder interessierten sich vor allem für den Ausbau des Terminals, um die Kapazitäten zu erhöhen. Die drei Politiker verständigten sich auf eine engere Kooperation und Unterstützung, wenn es um finanzielle Mittel der EU geht. Die Zusammenarbeit soll über eine Steuerungsgruppe laufen, der in Österreich auch Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) angehören sollen.

Bereits im Juni kündigte Plenković an, die Kapazitäten des Terminals auf Krk von 2,9 auf 6,1 Milliarden Kubikmeter Gas zu erweitern und damit auch an Slowenien, Ungarn, Bosnien-Herzegowina und Österreich Gas liefern zu können. Plenković sagte am Donnerstag, dass Kroatien auf diese Weise doppelt so viel Gas beschaffen könne, wie die kroatischen Haushalte, die Wirtschaft und die Industrie bräuchten. Die Gesamtinvestition in den Terminal und den Ausbau der Pipelines soll 180 Millionen Euro betragen.

Um nach Österreich zu liefern, müssen die Pipelines aber deutlich ausgebaut werden. Diese sollen – so vor allem der Wunsch der Deutschen – künftig nicht nur für Erdgas, sondern auch für Wasserstoff verwendet werden können. Ausgebaut werden soll etwa der Zugangspunkt Murfeld im Süden von Graz für die Speicherkapazitäten und die Anbindung der kroatischen Pipeline an die Trans Austria Gasleitung über Slowenien nach Straß in Österreich. Im Gespräch ist jedoch auch der Ausbau der Strecke aus dem kroatischen Ort Zlobin nach Arnoldstein in Kärnten.
Als Fehlkalkulation kann man im Nachhinein betrachten, dass die OMV vor mehr als zehn Jahren das Terminalprojekt auf Krk nicht mehr forciert hat. An der Adria LNG auf Krk waren nämlich ursprünglich neben der OMV (32,47 Prozent) auch die deutsche Eon Ruhrgas (39,17 Prozent) und die französische Total (27,36 Prozent) beteiligt. Doch weil Unterstützung fehlte und es zu Verzögerungen kam, entschied man sich in Kroatien, das Projekt allein durchzuführen.

100 Millionen aus der EU

In der Anlage in Omišalj kann Flüssiggas gespeichert und durch Erwärmung auch wieder in einen gasförmigen Zustand gebracht werden. Dazu wird Meerwasserwärme verwendet. Die EU steuerte bisher 100 Millionen Euro bei.

Der Standard

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