Europäischer Gaspreis weiter auf Talfahrt

2. Jänner 2023, Amsterdam
Der Gaspreis TTF ist so niedrig wie vor Start des Ukraine-Kriegs - Stuttgart, APA/dpa

Der europäische Gaspreis hat zum Jahresauftakt die Talfahrt der vergangenen Handelstage dank ungewöhnlich milder Wintertemperaturen fortgesetzt. Am Montag startete der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas mit 70,30 Euro je Megawattstunde in den Handel. So günstig war europäisches Erdgas zuletzt im Februar 2022, vor Beginn des Kriegs in der Ukraine.

Im frühen Handel ist der Gaspreis dann wieder etwas gestiegen und die Megawattstunden wurde in der Früh bei 73 Euro gehandelt. Seit Anfang Dezember hat sich der Preis für den Terminkontrakt TTF in etwa halbiert. Das Rekordhoch war im vergangenen Sommer bei 345 Euro je Megawattstunde erreicht worden. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis ausgelöst.

Der wesentliche Grund für den fallenden Gaspreis bleiben die nach wie vor vergleichsweise milden Wintertemperaturen, die den Verbrauch dämpfen. So gab es zum Jahreswechsel in Deutschland regional Temperaturen von über 20 Grad. Der Deutsche Wetterdienst hat den wärmsten Silvestertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. Außerdem wurde zuletzt deutlich mehr Energie aus Windkraft gewonnen, was den Verbrauch von Gas zur Stromerzeugung verringert.

Dank des zuletzt sehr milden Winters wird in Deutschland weiter Erdgas eingespeichert. Laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbands GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am 31. Dezember 90,12 Prozent. Die Gasreserven sind damit den elften Tag in Folge gestiegen, nachdem sie zuvor über mehrere Wochen gesunken waren.

Auch in Österreich steigt der Gasspeicherstand infolge der ungewöhnlich warmen Temperaturen. Seit elf Tagen werde weniger Gas verbraucht als geliefert wird, weshalb die Speicherstände steigen. Der aktuell niedrige Gasverbrauch sei auch auf die gute Stromproduktion aus Wind- und Sonnenenergie zurückzuführen, wie Österreichs Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag erklärte. Der Gasspeicherstand stieg von 21. bis 31. Dezember von 85 auf 87 Prozent.

In ganz Europa wurden am Neujahrstag rekordhohe Jänner-Temperaturen gemessen. In Warschau in Polen wurden 18,9 Grad gemessen und damit der bisherige Jänner-Rekord um über 5 Grad Celsius übertroffen. In Bilbao in Spanien zeigte das Thermometer am ersten Tag des Jahres 24,9 Grad an. Was in der Klimakrise ein Warnruf sein sollte, ist in der Energiekrise eine gute Nachricht.

„Je weniger Gas wir jetzt verbrauchen, desto mehr bleibt in den Speichern und umso besser kommen wir in den nächsten Winter“ sagte Gewessler. Nach wie vor gelte, „die günstigste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen“.

APA/dpa-AFX

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