Protestbad gegen Kraftwerk im Konflikt mit Energiewende

5. Jänner 2023, Amstetten

Dutzende werden wegen EVN-Projekt in eiskalte Ybbs springen Harald Mevec Protestschwimmer

Seit mehr als 15 Jahren demonstrieren Aktivisten der Initiative „Pro Ybbs“ mit dem Dreikönigsschwimmen im eiskalten Fluss gegen das von der EVN geplante Kraftwerk „Hohe Brücke“. Mehr als in den vergangenen Jahren steht das eiskalte Badespektakel in der Ybbs am morgigen Dreikönigstag (14.30 Uhr) im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Energiewirtschaft. Denn der Ausbau „grüner“ Energie, wie sie auch die Wasserkraft darstellt, ist angesichts der Abhängigkeit vom Ausland und ständig steigender Kosten ein Gebot der Stunde. Die Initiative will auf ihre Aktion aber nicht verzichten.

„Man kann nicht Lebensräume und erneuerbare Energie gegeneinander ausspielen. Sterben die Naturräume und die Arten, brauchen wir keine Energiewende mehr“, lässt Harald Mevec von „Pro Ybbs“ kein Anzeichen für ein Einlenken erkennen. Die Gegner haben negative Urteile des Europäischen Gerichtshofs und zuletzt des NÖ Landesverwaltungsgerichtshofs zum Kraftwerksplan im Rücken. Deshalb ist es für die Umweltschützer unverständlich, warum EVN und Land NÖ dennoch erneut Einspruch eingelegt haben.

„Das Projekt wurde vom Verwaltungsgericht nach Einreichung durch die Organisation Lanius regelrecht zerpflückt“, verweist Mevec auf wesentliche Parameter, die dem Bau nicht zuträglich seien. So würde das 2,5-Megawatt-Kraftwerk zwischen den Gemeinden Ferschnitz und St. Georgen/Ybbsfelde ein Natura-2000-Gebiet belasten und ein bestehendes Laichgebiet des Huchens und anderer Fische, aber auch Vogelbrutstätten betreffen.

Dilemma

Bei derzeit über 70 von den EVN betriebenen Kraftwerken versuche man alle zwei bis drei Jahre ein altes Flusskraftwerke zu erneuern und leistungsstärker zu machen, erklärt EVN-Sprecher Stefan Zach. Weil gleichzeitig Wasserrahmenrichtlinien und Gewässerbewirtschaftungspläne immer strenger würden, bleibe unterm Strich die erzeugte Strommenge aber fast gleich. „Gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von ausländischen Strom aus Kohle und Atomkraft und die Energiewende soll bewältigt werden“. Lediglich zwei Pläne für neue Kraftwerke versuche die EVN in NÖ durch die Behördenverfahren zu bringen – eben das Werk „Hohe Brücke“ und den ebenfalls heftig diskutierten Neubau des Kampkraftwerks Rosenburg.

Zum aktuellen Stand des laufenden Verfahrens um das zehn Millionen teure Projekt Ferschnitz kann Zach nur berichten, dass man auf ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs in den nächsten Monaten hoffe. „Dann werden wir sehen, ob wir das UVP-Verfahren einleiten oder das Projekt nach Behördenvorgaben adaptieren müssen“, so der Konzernsprecher.

Dass gerade die Erhaltung des Huchens gegen das Projekt herhalten müsse, sieht Zach als Widerspruch in sich. „Dort besteht derzeit eine hohe unüberwindliche Sohlrampe, die der Fisch nicht passieren kann. Kommt das Kraftwerk, könnte der Fisch über die neue Aufstiegshilfe flussaufwärts ziehen“, argumentiert Zach.
„Sterben die Naturräume und die Arten, brauchen wir keine Energiewende mehr“

von Harald Mevec Protestschwimmer

Kurier

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