IEA: Energiewende als Wachstumsschub

12. Jänner 2023, Wien/Paris

Der Markt für Energietechnolgien wird bis 2030 auf rund 650 Mrd. Dollar (606 Mrd. Euro) jährlich und damit auf das 3-fache des aktuellen Wertes wachsen, wenn die Länder bis dahin ihre Energie- und Klimaziele umsetzen. Die Zahl der damit verbundenen Arbeitsplätze würde von derzeit 6 Mio. auf 14 Mio. ansteigen, geht aus dem aktuellen Energiebericht der Internationalen Energie Agentur hervor.

Mehr als die Hälfte dieser Arbeitsplätze seien mit Elektrofahrzeugen, Solaranlagen, Windkraftanlagen und Wärmepumpen verbunden. In weiterer Folge käme es zu einem raschen Wachstum von Industrie und Beschäftigung. Allerdings ortet die IEA „potenziell riskante Konzentrationsgrade“ in den Lieferketten für saubere Energie – sowohl bei der Technologie als auch bei den dafür benötigten Materialien. China dominiere derzeit sowohl bei der Herstellung als auch beim Handel mit den meisten umweltfreundlichen Energietechnologien.

Bei Massenproduktionstechnologien wie Windkraft, Batterien, Elektrolyseuren, Solarmodulen und Wärmepumpen entfallen mindestens 70 Prozent der Produktionskapazitäten für jede Technologie auf die drei größten Herstellerländer, wobei China in allen diesen Bereichen dominiert. Bei den kritischen Mineralien, die benötigt werden, sind die Vorkommen sehr konzentriert: So werden beispielsweise allein in der Demokratischen Republik Kongo 70 Prozent des weltweiten Kobalts gefördert, und auf nur drei Länder entfallen mehr als 90 Prozent der weltweiten Lithiumproduktion. Aber die Konzentration in einem beliebigen Punkt der Lieferkette mache die gesamte Lieferkette anfällig, etwa für politische Entscheidungen oder Naturkatastrophen.

Die steigenden Preise für Kobalt, Lithium und Nickel trieben laut IEA zuletzt die Batteriepreise um fast 10 Prozent in die Höhe. Auch die Kosten für Windturbinen außerhalb Chinas seien nach Jahren des Rückgangs gestiegen, und die Preise für Rohstoffe wie Stahl und Kupfer hätten sich zwischen der ersten Hälfte des Jahres 2020 und dem gleichen Zeitraum im Jahr 2022 etwa verdoppelt. Einen ähnlichen Trend sieht die IEA bei Solaranlagen.

Große Volkswirtschaften versuchen laut der IEA, ihre Klima-, Energiesicherheits- und Industriepolitik zu kombinieren, wie der Inflation Reduction Act in den USA, das Fit-for-55-Paket und der REPowerEU-Plan in der EU, Japans Green Transformation-Programm und Indiens Production Linked Incentive-Programm zeigen. Investoren würden jedoch die Fortschritte und Maßnahmen in den einzelnen Ländern verfolgen. So zeige sich, dass derzeit nur 25 Prozent der weltweit angekündigten Photovoltaik-Projekte in Bau sind oder kurz vor Baubeginn stehen, bei EV-Batterien sind es rund 35 Prozent. Wobei China hier eine führende Rolle spiele, während die USA und Europa nachlässig seien. „Es bedarf größerer Anstrengungen, um die Lieferketten für saubere Energie zu diversifizieren und zu stärken“, merkte die IEA in ihrem Bericht an. Lediglich bei den geplanten Anlagen zur Wasserstoff-Elektrolyse ziehe Europa mit China gleich.

Bis 2030 könnte China allein den gesamten Weltmarkt für PV-Solarmodule, ein Drittel des Weltmarktes für Elektrolyseure und 90 Prozent der weltweiten Batterien für Elektrofahrzeuge beliefern.

Um auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein, bedürfe es der Versorgung mit Rohstoffen, deren energieintensive Weiterverarbeitung sowie des Recyclings der Materialien, führt die IEA an.

APA

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