Viel zu tun rund um Wasserstoff und Grün-Gas

19. Jänner 2023, Wien
AGGM-Vorstand Michael Woltran drängt auf mehr Tempo - Wien, APA

Die Vorstände der Austria Gas Grid Management (AGGM), Bernhard Painz und Michael Woltran, warnen vehement vor einer zögerlichen Vorgangsweise rund um grünes Gas und grünen Wasserstoff als Substitution für herkömmliches Erdgas. Alle möglichen Maßnahmen sollten raschest ergriffen werden, anstatt „ideologiegetrieben“ zu überlegen, wie eine langfristige Lösung ausschauen solle. Es gehe auch um die Erprobung. Besonders wichtig sei etwa das „H2-Kollektor“-Projekt in Ostösterreich.

Es gehe darum, Versuchsprojekte zu entwickeln, die industriell erprobt werden können, so Woltran und Painz bei einem Hintergrundgespräch am Rande des Austrian Gas Infrastructure Day am heutigen Donnerstag in Wien. „Sonst dauert alles zu lange“, warnten die Experten. Es herrsche ein Spannungsfeld zwischen dringend notwendigen ersten Schritten und einer späteren langfristigen Ausgestaltung der Versorgung von Industrie und Verbrauchern mit grünen Gasen. Denn Gas sei nicht verzichtbar, bis womöglich irgendwann eine „Super-Speicherbatterie“ entwickelt werde.

Es geht darum, mit Grünstrom Wasserstoff zu erzeugen. Auch Biogas müsse ins Leitungsnetz gespeist werden anstatt es direkt zu verstromen. Ebenso sind zusätzliche Importkapazitäten von Nöten. Um die Energiesystemwende zu schaffen müssen praktisch alle Energieeffizienzpotenziale genutzt und Erzeugungsanlagen für erneuerbaren Strom im Gleichklang mit dem Stromnetz massiv ausgebaut werden. Rasch müssen Produktionsanlagen für Biomethan und Wasserstoff hochgefahren und einhergehend die Gasinfrastruktur für den Transport gesichert werden.

Alle Maßnahmen seien wichtig, betonten die Manager. 2040 gebe es in Österreich einen Bedarf an gasförmigen Energieträger von 89 bis 138 TWh. Für ein resilientes und versorgungssicheres Energiesystem seien 81 TWh erneuerbare Gase erforderlich. Dafür ist auch eine leistungsfähige Infrastruktur erforderlich.

Ein gutes Beispiel sei das konkrete Projekt „H2-Kollektor Ost“. Dahinter stehen die Firmen Netz Niederösterreich, Wiener Netze, GasConnect, die AGGM und Netz Burgenland. Geplant sind eine Elektrolyse im Burgenland und eine Wasserstoff-Pipeline (eben der „H2-Kollektor Ost“) von Zurndorf bei Bruck an der Leitha vorbei über Schwechat bis nach Wien. Man könnte damit Kerosin für den Flugverkehr erzeugen und Gaskraftwerke versorgen. Entlang der Strecke gibt es auch zwei stillgelegte Gasspeicher, in denen man den Wasserstoff zwischenspeichern könnte.

Geplant sei eine Elektrolyse mit zunächst 60 MW Leistung bei Zurndorf. Im Endausbau, der bis 2030 erfolgen soll, könnten dort 23.000 bis 46.000 Tonnen Wasserstoff erzeugt werden. Das Wasserstoffwerk sei bereits in Detailplanung. Ohne Staat wird es wegen der Kosten aber wohl nicht gehen.

Beim weiteren „H2 Readiness of the TAG Pipeline System“-Projekt der Trans Austria Gasleitung (GAG) geht es um eine Umwidmung eines TAG-Strangs für den Wasserstofftransport nach und aus Italien ab 2030. Die Projekte WAG und Penta West-Loop der Gas Connect Austria (GCA) sehen den nötigen Lückenschluss und volle Flexibilität für den Transport von reinem Wasserstoff und Methan zwischen Österreich und Deutschland in Oberösterreich und Niederösterreich vor. Die Projekte sollen in den europäischen Netzentwicklungsplan gebracht werden.

Ohne Staat werde das ganze nicht gehen. Es brauche ein investitionsfreundliches Umfeld und Anreize für alle Energieträger und Technologien, die einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesystems leisten können, geschaffen werden, so Woltran und Painz vor Journalistinnen und Journalisten. Der regulatorische Rahmen müsse klar und ausreichend flexibel sein, damit die leistungsstarke Transportinfrastruktur die erneuerbaren Energien ins Energiesystem integrieren kann und Sektorkopplung möglich wird.

APA

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