Perspektive. Grünes Gas ist ein vollwertiger Ersatz für Erdgas und kann der Klimakrise Paroli bieten
Aktuell werden rund 22 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Österreich durch Gas gedeckt. Rund eine Million Haushalte und 70.000 Unternehmen sind ans Gasnetz angeschlossen. 35 Prozent der Fernwärme wird mit Gas als Brennstoff erzeugt, knapp 15 Prozent des Stroms wird in Gaskraftwerken generiert. Das Problem, dass Erdgas, so wie es heute noch großteils zum Einsatz kommt, ein fossiler Energieträger ist, lässt sich bestechend einfach beseitigen: Durch den Ersatz klimaneutraler Grüner Gase wie zum Beispiel Biomethan oder Wasserstoff. Grünes Gas ermöglicht die Weiternutzung der bereits vorhandenen Gasinfrastruktur und bietet Speichermöglichkeit für überschüssigen erneuerbaren Strom – wie etwa in den Sommermonaten.
Was genau ist denn Grünes Gas?
Der Sammelbegriff „Grünes Gas“ bezeichnet gasförmige Energieträger, die – im Gegensatz zum fossilen Erdgas – erneuerbar und klimaneutral sind. „Erneuerbar“ bedeutet: aus nachwachsenden Rohstoffen (wie z. B. biogene Abfälle) oder nahezu unbegrenzt nutzbaren Energiequellen. „Klimaneutral“ bedeutet: ohne Auswirkungen auf das Erdklima. Bei der Verbrennung wird kein zusätzliches CO₂ freigesetzt.
Biogas und Biomethan
Es gibt mehrere Grüne Gase. Sie unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und Erzeugung.
Biogas wird durch Vergärung von organischen Abfällen und Reststoffen gewonnen. In Österreich gibt es ca. 300 Biogasanlagen. Der überwiegende Anteil dieser Anlagen nutzt das erzeugte Biogas zur Stromerzeugung. Bei der Verstromung von Biogas kann ein Wirkungsgrad von bis zu 30 Prozent angesetzt werden.
Biomethan entsteht durch die Reinigung (Aufbereitung) von Biogas. Biomethan kann direkt ins Gasnetz eingespeist werden, hat die gleichen Eigenschaften wie Erdgas, ist aber klimaneutral. Beim Einsatz in KWK-Anlagen oder Gasbrennwertgeräten wird ein wesentlich höherer Wirkungsgrad von bis zu 98 Prozent erreicht.
Holzgas und Bio-SNG
Holzgas ist ein biologisches Gas, das aus forstlicher Biomasse, Altholz und Sägenebenprodukten hergestellt
wird. Die holzartige, feste Biomasse wird durch thermische Vergasung bei Temperaturen zwischen 700 und
800 °C in hochwertiges Gas umgewandelt.
Wie bei Biogas lässt sich auch aus Holzgas in weiteren Aufbereitungsschritten ein Methangas erzeugen, das ins Gasnetz eingespeist werden kann: Bio-SNG (SNG ist die Abkürzung für Synthetic Natural Gas).
Erneuerbarer Wasserstoff
Wasserstoff kommt selten in reiner Form, sondern meist gebunden vor, am bekanntesten in der Verbindung mit Wasser (). Zu seiner Nutzung als Energieträger muss er hergestellt werden. Wasserstoff kann direkt in das Gasnetz eingespeist werden. Er lässt sich ebenso wie Erdgas komprimiert oder verflüssigt speichern. Für Speicherung, Transport und Verteilung kann die vorhandene Gasinfrastruktur eingesetzt werden.
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