PV-Anlagen auf Raten

30. Jänner 2023, Salzburg

Der Run auf eigenen Sonnenstrom bringt neue Anbieter auf den Markt. Auch dort heißt es warten.

„Jedes Dach ein Kraftwerk“, so lautet der Titel der Sonnenstrom-Offensive des österreichischen Energieministeriums. Übersetzt heißt das: Alle, die eine PV-Anlage installieren wollen, sollen das auch tun können. Dafür wurde der Fördertopf heuer von 350 auf insgesamt 600 Mill. Euro aufgestockt und die Vergabe auf fünf statt vier Aufrufe verteilt.

Doch rasch an die staatliche Geldquelle zu kommen gleicht einem Lotteriespiel. Jeweils nur vier Minuten sind die Förder-Calls offen, um ein Ticket lösen zu können. Erst damit kann das eigentliche Förderansuchen binnen 48 Stunden eingereicht werden. Weil in der Energiekrise das Interesse an PV-Anlagen sprunghaft gestiegen ist, war beim Ticketziehen frühzeitig Schluss. „Beim bis dato letzten Förder-Call im Oktober ging nach einer Minute und 26 Sekunden nichts mehr“, erzählt Lothar Lagger, PV-Projektleiter bei Fiegl+Spielberger, einem bekannten Spezialisten für Elektroinstallationen. 30 Büromitarbeiter versuchten an den beiden Standorten in Thalgau und Innsbruck an mehreren PCs und mit unterschiedlichen Browsern, für die Kunden Tickets für Fördergeld zu ergattern. „Einzelne sind im Vorjahr trotzdem vier Mal rausgefallen.“

Mit der „Blockabfertigung“ der Subventionen soll eine Art Megastau in der Förderabwicklungsstelle OeMAG verhindert werden. Doch die Kunden reagierten zunehmend ungeduldig, sagt Lagger. „Den Ärger bekommen wir ab, die Leute glauben, es liegt an uns, dass sie nicht drankommen.“ Seit 15 Jahren arbeite er im PV-Bereich, „so schlimm wie jetzt war es noch nie“. Für Förderanträge, die Fiegl+Spielberger im Oktober eingereicht habe, seien erst Mitte Jänner erste Zusagen gekommen. Parallel dazu gebe es 35 bis 50 neue Anfragen pro Woche, erklärt Lagger. Für den heuer ersten Förder-Call im März hat er schon 160 PV-Projekte für Einfamilienhäuser mit 3 bis 10 kWp.

Etwas entspannen sollte sich die Lage, weil Haushalte – anders als bisher – die Förderung nach dem Bestellen und Bauen beantragen können. Nur an das Stromnetz anschließen darf man sie erst nach der Förderzusage.
Wer trotz Förderung nicht einfach 20.000 bis 25.000 Euro für eine PV-Anlage auf dem Dach lockermachen kann, hat Alternativen: Vom Ratenkauf bei Solar.dach, einer Tochter der Salzburg AG, bis zu Mietmodellen wie beim norwegischen Anbieter Otovo reicht die Palette. Bei Otovo koste es über die Vertragslaufzeit von bis zu 20 Jahren (dann geht die Anlage in Kundenbesitz über) etwas mehr, sagt Firmengründer Andreas Thorsheim. Dafür müssten sich die Kunden, ähnlich wie bei Leasing-Autos, um nichts kümmern und hätten die Sicherheit, dass alles läuft. Und: Angesichts der aktuell hohen Strompreise mache die Ersparnis auf der Stromrechnung oft mehr aus als die monatliche PV-Miete.

Die an der Osloer Börse notierte Otovo ist in 13 europäischen Ländern aktiv, seit September auch in Österreich. „Wir dachten, wenn das Konzept im Hochpreisland Norwegen funktioniert, geht es überall“, so Thorsheim. Konkret arbeitet Otovo in Europa mit fast 900 Installateuren zusammen, die die Errichtung der Anlage zu ihren eigenen Preisen anbieten, umsetzen und die Wartung übernehmen.

2022 haben die Norweger den Umsatz auf 60 Mill. Euro mehr als verdoppelt und europaweit 9000 Solaranlagen auf Privathäusern installiert. Künftig soll es auch Kaufanlagen geben. 2023 werde „ein außergewöhnliches Jahr“, erwartet der Otovo-Chef, denn PV gelte überall als schnelle, effektive Antwort auf die Strompreisausschläge.

Mit Wartezeiten müssen auch die PV-Mieter rechnen. Drei bis sechs Monate in Österreich, bis zu neun Monate in Norwegen, drei Wochen in Polen, sagt Thorsheim – geschuldet sei das der Nachfrage im jeweiligen Land, Lieferkettenproblemen und Personalengpässen.

Das bestätigt auch die Salzburg AG. In Einzelfällen könne es zu Wartezeiten bis zu sechs Monaten kommen, sagt eine Sprecherin. Die Nachfrage ist auch da in die Höhe geschossen. 2022 wurden 286 Solardächer mit je 7 bis 8 kWp verkauft – so viele wie in den Jahren davor zusammen. Um die Bundesförderung müssen sich die Kunden selbst kümmern, die Landesförderung wird direkt abgezogen.

Anders als Privatpersonen verzichten Firmen mittlerweile immer öfter auf durchaus lukrative Subventionen. „Die kalkulieren damit, dass sie überschüssigen Sonnenstrom ins Netz einspeisen. In der Zeit, in der sie auf Förderungen warten müssten, verdienen sie schon Geld“, sagt Lagger. Die steigenden Zuschüsse machen PV-Anlagen auch teurer, gibt er zu bedenken – ähnlich wie bei der Wohnbauförderung: „Mit keiner Erhöhung ist sozialer Wohnraum in Salzburg billiger geworden.“ Im Vorjahr habe es einen Anstieg von 30 Prozent gegeben. Die einzelnen Module könnten heuer etwas günstiger werden, „mit Wechselrichter und Speicher gehen die Preise aber eher nach oben“.

von Monika Graf und Birgitta Schörghofer

Salzburger Nachrichten

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