Mehrere Energieversorger reduzieren die Tarife – Anbieterwechsel wird wieder ein Them.
„Es tut sich etwas“, sagt E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch: „Energieversorger wollen wieder sukzessive neue Kunden gewinnen.“ Im vergangenen Jahr hätten die Unternehmen astronomische Preise für Strom und Gas verlangt – was auch bedeutet habe, dass sie gar keine neuen Kunden wollten. Nun gibt es eine Trendwende. Mehrere Energieversorger senken die Neukunden-Tarife um bis zu 50 Prozent.
Die Energie Ried teilte den OÖNachrichten am Freitag mit, dass sie den Arbeitspreis für Neukunden bei Strom mit 1. Februar von 59,99 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) auf 35,88 Cent senkt. Bei Gas wird der Preis von 29,99 auf 21,71 Cent reduziert. Die neuen Tarife sind ident mit jenen für Bestandskunden.
Ried, Linz und Energie AG
Die Dynamik ist auf die stark gesunkenen Großhandelspreise zurückzuführen. Bleiben diese länger in diesen Bereichen bzw. sinken wie weiter, könne man in den nächsten Monaten über weitere Angebote nachdenken, sagt Friedrich Pöttinger, Chef der Energie Ried, die ein reiner Energiehändler und kein Produzent ist.
Die Linz AG senkt ebenfalls mit 1. Februar die Neukundentarife, bei Strom von 49,44 auf 27,82 Cent, bei Gas von 26,39 auf 13,85 Cent. Bestandskunden liegen noch darunter (19,59 und 9,17 Cent). Man habe aufgrund der aktuell entspannteren Marktsituation umfassende Prognose-Analysen getätigt, so die Linz AG.
Urbantschitsch sieht den anfangs warmen Winter, die schwächere Konjunktur und die Reduktion der Abhängigkeit von russischem Gas als Gründe für die Großhandelspreise, die zwar noch rund drei Mal so hoch wie 2021 seien. 2022 seien sie aber rund vier Mal höher als jetzt gewesen.
Großhandel nicht mehr extrem
Es könne heuer wieder Anstiege geben, sagt Urbantschitsch: „Aber wir gehen nicht mehr von extremen Ausschlägen aus.“
Die Welser eww teilt mit: „Auch wir diskutieren, ob man auf die Preisentwicklungen auf dem Einkaufsmarkt reagieren kann.“ Aus den Stadtbetrieben Steyr, die Gas liefern, heißt es, man beobachte den Markt. Preissenkungen in den nächsten Monaten seien möglich.
Am Donnerstag hatte die Energie AG angekündigt, dass neue Stromkunden, die zwischen Ende 2021 und Ende Jänner 2023 zur Energie AG gewechselt sind bzw. wechseln, ab Anfang Februar automatisch so viel wie Bestandskunden (32 Cent) zahlen. Gaskunden erhalten ein Angebot für den Bestandskundentarif (14,35 Cent). Für Neukunden ab 1. Februar sinken die Preise auf 37,80 Cent bei Strom und 16,59 Cent bei Gas (bisher 50,29 und 26,59 Cent). Teilweise gibt es Gratisstromtage.
Dass Bestandskunden noch nicht vom Markt profitieren, liegt laut Versorgern an den im Vorjahr besorgten Energiemengen, die man sehr teuer einkaufen musste.
Laut Urbantschitsch wird ein Anbieterwechsel wieder ein mögliches Thema – aktuell für Kunden mit einem hohen bestehenden Tarif. In weiterer Folge könnten sich Neukunden- unter Bestandskundentarife bewegen. Man solle vergleichen, auf e-control.at, und dabei die eigene Ausgangslage und Bindungsfristen genau beachten.
Pöttinger sagt, dass die traditionellen Anbieter die Versorgungssicherheit gewährleistet hätten. Rund zwei Drittel der Anbieter seien vom Markt verschwunden. Urbantschitsch sieht aber kein „Schwarz-Weiß“, gewisse Probleme habe es bei vielen gegeben.
„Energieversorger wollen wieder sukzessive neue Kunden gewinnen. Das war im Vorjahr nicht so.“
Wolfgang Urbantschitsch, Chef der Regulierungsbehörde E-Control
„Bleiben die Großhandelspreise in diesen Bereichen bzw. sinken sie weiter, können wir über weitere Angebote nachdenken.“
von Friedrich Pöttinger, Energie Ried
Oberösterreichische Nachrichten