Vorarlberg führt ab 1. April Stromrabatt ein

7. Feber 2023, Bregenz

Das Land Vorarlberg führt ab 1. April zusätzlich zur Strompreisbremse des Bundes einen Stromrabatt ein. Damit werden die Preiserhöhungen, die der landeseigene illwerke-vkw-Konzern ab 1. April vornimmt, zur Gänze aufgefangen bzw. abgedämpft, wie die Landesregierung am Dienstag erklärte. Finanziert wird der Stromrabatt mit 28,5 Millionen Euro aus der Dividende von illwerke vkw. Ein Modell sei auch für die Gaskunden in Ausarbeitung, dieses soll bis Ende Februar stehen.

Der illwerke-vkw-Konzern hat die Strompreise zuletzt am 1. Mai 2022 angepasst und gleichzeitig eine Preisgarantie bis 31. März 2023 abgegeben. Der Energiepreis liegt für Haushaltskunden aktuell bei 10 Cent/Kilowattstunde (netto), was so niedrig ist, dass die Strompreisbremse des Bundes gar nicht wirksam wird. Per 1. April wird der Energiepreis auf 24 Cent/Kilowattstunde angehoben, wie die beiden illwerke-vkw-Vorstände Christof Germann und Helmut Mennel am Dienstag erläuterten. Sie verwiesen dabei auch darauf, dass die Großhandelspreise für Strom und Erdgas von Jänner 2021 bis Dezember 2022 um etwa den Faktor vier angestiegen sind.

Zwar habe das Unternehmen laut dem vorläufigen Geschäftsergebnis im vergangenen Jahr einen Gewinn nach Steuern von 183 Mio. Euro erzielt, sagte Germann. Dieses Geld sei aber ausschließlich im Bereich der Regelenergie in Deutschland erwirtschaftet worden. Die Versorgung der Endkunden hingegen habe aufgrund des Aufbaus eines Gasspeichers und der Preisgarantie einen Abgang im höheren zweistelligen Millionenbereich hinterlassen. Aus dem Gewinn von 183 Mio. Euro wiederum steht dem Eigentümer – dem Land Vorarlberg – eine Dividende in Höhe von 65 Mio. Euro zu (2021: 54 Mio). 28,5 Mio. Euro davon fließen in den Stromrabatt. „‚Dem Land Vorarlberg den Nutzen‘ steht in den Gründungsverträgen der Illwerke. Die Dividende gehört den Vorarlberger Bürgern. Jeder soll davon profitieren“, unterstrich Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Der Stromrabatt ist so gestaltet, dass es – anders als bei der Strompreisbremse des Bundes – keine Deckelung hinsichtlich des Verbrauchs (Strompreisbremse: bis 2.900 Kilowattstunden) gibt. Ab 1. April erhalten alle Stromkunden in Vorarlberg, nicht nur jene von illwerke vkw, einen Rabatt in Höhe von 3 Cent pro Kilowattstunde. Das führt dazu, dass sich der Strompreis für Kleinhaushalte mit einem Jahresverbrauch von ca. 2.000 Kilowattstunden unter Berücksichtigung der Strompreisbremse und des Rabatts sogar verbilligt: von aktuell 427 auf 411 Euro. Etwa die Hälfte der Vorarlberger Haushalte liege bei einem Verbrauch von bis zu 2.900 Kilowattstunden, für diese wird es keine Verteuerung geben. Bei Drei-Personen-Haushalten (3.500 Kilowattstunden) wird sich die Stromrechnung von 659 auf 734 Euro (um 6 Euro pro Monat) erhöhen. Bei Vier-Personen-Haushalten (5.000 Kilowattstunden) betragen die Mehrkosten 15 Euro pro Monat (von 896 auf 1.077 Euro). Der Stromrabatt des Landes wird automatisch gewährt, eine Antragstellung ist nicht notwendig. Damit er in Kraft treten kann, muss der Landtag zuvor noch ein eigenes Gesetz („Gesetz über einen Stromkostenzuschuss“) beschließen, das soll im März geschehen. „Schwarz-Grün bringt den Antrag ein, alle anderen Parteien sind eingeladen, ihn zu unterstützen“, sagte Wallner. Der Stromrabatt wird bis 30. Juni 2024 gelten – dann läuft auch die Strompreise des Bundes aus.

Außer dem Strompreis steigt für illwerke-vkw-Kunden ab 1. April auch der Gaspreis, und zwar von 4 auf 11 Cent pro Kilowattstunde (netto). Für Haushalte mit einem Durchschnittsverbrauch von 15.000 Kilowattstunden ergebe dies Mehrkosten in Höhe von 90 Euro pro Monat, sagte Mennel. Das komme der Preissteigerung gleich, die es auch bei Pellets oder Erdöl gegeben habe. Wallner und der zuständige Landesrat Daniel Zadra (Grüne) kündigten an, auch diesbezüglich eine Unterstützung einführen zu wollen. Das soll über den Heizkostenzuschuss geschehen, wie Wallner erklärte. „Dafür haben wir von Landesseite aus 5 Millionen Euro zur Verfügung, vom Bund erhalten wir noch einmal 20 Millionen Euro“, so der Landeshauptmann. Die Einzelheiten würden gerade erarbeitet, klar sei aber, dass man auch mit diesem Geld bis weit in den Mittelstand Hilfestellung bieten wolle.

Laut Einschätzung von Mennel, der sich in seiner Beurteilung auf den Börsenstrompreis bezog, könnten sich die Energiepreise ab 2026 wieder beruhigen. Dabei stellte er aber auch klar: „Die Situation, wie wir sie vor drei Jahren hatten, werden wir nicht mehr erleben“. Flüssiges Erdgas sei etwa doppelt so teuer wie jenes, das aus Russland bezogen wurde.

APA

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