Projekt in Kärnten soll Solarstromerzeugung revolutionieren

16. Feber 2023, Bodensdorf
Geplant ist eine neuartige Photovoltaikanlage, genannt PV-Pappel - Uelzen, APA/dpa

Eine neuartige Photovoltaikanlage, genannt PV-Pappel, soll im Winter zehn Mal mehr Strom erzeugen als herkömmliche PV-Flächenanlagen. Die Anlage wurde von den Erfindern Hermann Kopetz, Heinz Kopetz und Karl Totter am Donnerstag im Mountain Resort Feuerberg auf der Gerlitzen (Bezirk Villach-Land) vorgestellt.

Die Idee dahinter scheint so einfach, dass sich die Erfinder selbst fragen mussten, warum nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Man nehme handelsübliche Photovoltaik-Paneele, verbaue sie auf einem etwa elf Meter hohem Holzturm, der 70 Grad geneigt ist, und stelle diesen auf einen Berg. Physiker und Erfinder Hermann Kopetz erklärte beim Pressegespräch, die Neigung optimiere die Wirkung der Sonneneinstrahlung, außerdem könne Schnee abrutschen. Das Innovative sei jedoch die geschlossene Form des Baukörpers. Dadurch könne die Anlage rundum kontinuierlich Strom erzeugen. „Wir wollen die Sonnenstrahlung zweimal ernten. Einmal direkt und einmal durch die Reflexion vom Schnee“, sagt Kopetz‘ Bruder Heinz, Autor mehrerer Fachbücher über Klima- und Energiefragen.

Der Standort im Gebirge sei insofern von Vorteil, da dadurch die sogenannte Winterstromlücke geschlossen würde. Herkömmliche PV-Anlagen in Tallagen erzeugten im Winter weniger Strom, da Schnee auf den Flächen und Nebel die Stromerzeugung reduzieren würden. Man könne mit der PV-Pappel im Winter auf importierte Energie verzichten, sind die Erfinder überzeugt. Karl Trotter, Gründer des Energieparks Mureck, sieht auch keine Beeinträchtigung der Biodiversität oder des Tourismus, da die Bauwerke sich nicht bewegen und keinen Lärm produzieren würden, wie etwa Windräder. „Natur- und Umweltschutz hat Priorität. Die Menschen, Tiere, Pflanzen – alle werden sich rund um die Pappel wohlfühlen“, ist Totter davon überzeugt, dass die Erfindung eine realistische Lösung gegen die Verbauung von Ackerland in Tallagen sein kann.

Die Serienproduktion der Anlagen, von denen eine etwa 40.000 Euro kosten würde, soll heuer begonnen werden. „Mit dieser Erfindung werden wir eine neue Ära in der PV-Technik einleiten“, sagte Totter voraus. PV-Pappeln, die am Berg 340 Hektar Fläche verbrauchen, wären in der Leistungsfähigkeit vergleichbar mit PV-Flächenanlagen im Tal, die dort 5.000 Hektar Fläche benötigten. „Eine Anlage in Hochlagen wird voraussichtlich rund 20.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen“, erklärte Physiker Kopetz.

Beim Bau wollen die Erfinder so viel Kohlenstoff wie möglich einsparen, daher wird die Konstruktion aus dem CO2-Speicher Holz gebaut. „Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, brauchen wir vor allem im Winter Strom, um die Winterstromlücke zu schließen“, betonte Bernhard Rebernig, Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten, in seinen einleitenden Worten bei dem Pressegespräch. „Das größte Problem mit der Erderwärmung ist, dass sie noch immer massiv unterschätzt wird. Wir müssen eigentlich sofort aus Öl, Gas und Kohle aussteigen“, sagte Fachbuchautor Kopetz.

APA

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