Fachkräftemangel könnte Energiewende bremsen

2. März 2023, Eisenstadt/Wien
Nachholbedarf bei Stromleitungen - Ebreichsdorf, APA/THEMENBILD

Um die Ziele der Energiewende bis 2030 zu erreichen, müssen in den kommenden Jahren 200 Umspannwerke neu errichtet oder ausgebaut werden, das Stromsystem braucht 12.000 zusätzliche Trafo-Stationen und 40.000 Kilometer an zusätzlichen Stromleitungen. Zu tun gibt es also genug, sagt Florian Pilz von Netz Burgenland. Den Netzbetreibern fehlen aber die nötigen Fachkräfte, und der Arbeitskräftemangel dürfte sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.

Insgesamt 18 Mrd. Euro werde die Branche bis 2030 investieren, sagte Pilz am Donnerstag beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit. Neben dem starken Preisanstieg und den langen Lieferzeiten sei vor allem der Mangen an Mitarbeitern ein Problem. „Wir brauchen in allen Bereichen Leute.“

Eine Bestandsaufnahme unter den fünf Verteilernetzbetreibern des Forums Versorgungssicherheit (Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich) habe ergeben, dass aktuell rund 100 Leute gesucht werden. Am drückendsten sei der Mangel bei Elektrotechnikern, doch werden auch IT-Fachleute und Fachkräfte für Netzwerk-Security gesucht, ebenso Smart-Meter-Administratoren sowie Menschen mit Erfahrung in Automatisierung und Digitalisierung sowie Kräfte für Verwaltung und Kundenbetreuung. 

Allein die Netz Burgenland werde in den nächsten fünf Jahren ungefähr 10 bis 15 Prozent mehr Mitarbeiter brauchen, sagte Pilz. Bei derzeit 400 Mitarbeitern wären das 40 bis 60 Leute in den nächsten Jahren. Allerdings habe man auch viele Zulieferer, die ebenfalls zusätzliche Mitarbeitern bräuchten.

Bei den Wiener Netzen sei die Situation ähnlich, schilderte Sprecher Christian Call. „Das bedeutet, dass das in den nächsten fünf Jahren etwa 400 neue MitarbeiterInnen bedeutet.“

Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, die frühere SPÖ-Politikerin und -Siemensmanagerin Brigitte Ederer, nennt den Fachkräftemangel ein „Problem für den gesamten Wirtschaftsstandort, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fehlen auch in den Industrie- und Gewerbebetrieben, die sich mit Green Energy befassen. Eine simple Lösung von heute auf morgen wird es dafür nicht geben, wir brauchen längerfristigen Strategien.“ 

Ausbildung sei ein wichtiger Faktor, nicht nur bei Lehrlingen, sagte Pilz. „Wir versuchen, Fachkräfte frühzeitig an uns zu binden, indem sie ihre Spezialqualifikation im Unternehmen erwerben.“ Gemeinsam mit dem Land Burgenland wird auch versucht, Mädchen und junge Frauen verstärkt für technische Berufe zu interessieren.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz gebe es ein enormes Problem damit, Frauen in technischen Berufen zu akzeptieren, sagte Ederer. Es gebe „eine gesellschaftliche Stimmung, die Frauen davon abhält, endlich technische Berufe zu ergreifen“. „Ich war bei Siemens auch bei Zentral- und Osteuropa zuständig. Wir hatten in Rumänien und Bulgarien überhaupt kein Problem mit Frauen in technischen Berufen.“

Entschärfen will man den Fachkräftemangel laut Pilz etwa auch durch Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen, damit Netzbetreiber ihre potenziellen künftigen Mitarbeiter schon während des Studiums kennenlernen können.

APA

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