Aktivistinnen und Aktivisten blockierten am Montag die Zufahrt zum Tagungsort. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.
Die Wiener Ringstraße war Montagmittag auf Höhe des Stadtparks gesäumt von Polizisten. Die Demonstranten zogen bereits weiter Richtung Karlsplatz, im Konferenzhotel in der Wiener Innenstadt war das Programm der dreitägigen European Gas Conference zu diesem Zeitpunkt längst angelaufen. Eine Konferenz, die nach Ansicht der Aktivistinnen und Aktivsten „den Wandel zu einer klimaneutralen Welt aktiv verhindert“, wie es Fridays for Future formulierten.
Die Veranstaltung findet seit mehr als zehn Jahren in Wien statt, unweit einer der wichtigsten Gasdrehscheiben Europas. Mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 35 Ländern haben sich angemeldet. Die Gasbranche nutzt das Treffen, um sich zu vernetzen – auch mit Politikern. Mit Teilnahmepreisen ab 3899 Euro – der Preis eines Standardtickets – sei die Konferenz ein „antidemokratisches Lobbytreffen“, kritisierten die Demonstranten. Führungskräfte der Branche „erkaufen sich buchstäblich den Zugang zu den Mächtigen, den politischen und finanziellen Entscheidungsträgern“, kritisierte die NGO Attac das Format der Tagung. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 forderte anstelle der Gaskonferenz „einen echten Energiewendegipfel, bei dem die Energiewende in Österreich wirklich vorangebracht wird“.
Der heimische Gas- bzw. Ölkonzern OMV sieht sich zu Unrecht im Visier. Man sei nicht Gastgeber, sondern einer von rund 20 Sponsoren, heißt es. Organisiert wird die Konferenz vom britischen Veranstalter Energy Council. Gut sechs Dutzend Vortragende sind geladen. Die Themen reichen von der Frage, wie wettbewerbsfähig Flüssiggas in Europa ist, über die künftige Rolle von Erdgas bis zu Wasserstoff, dem der dritte Tag gewidmet ist.
Auch das Klimaschutzministerium nimmt auf Fachebene an der Konferenz teil. „Der Umbau unseres Energiesystems auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 ist eine wichtige Aufgabe – in diesem Zusammenhang brauchen wir auch eine Veränderung der bestehenden Infrastruktur für Erdgas im Hinblick auf die Produktion, Lagerung und den Transport von erneuerbaren Gasen“, heißt es in einer Stellungnahme. Diese Themen würden auf der Konferenz behandelt, außerdem werde über den gemeinsamen Gaseinkauf in der EU gesprochen, den Österreich als einen wichtigen Baustein beim Ausstieg aus russischem Erdgas unterstützt habe. Ein Energiesystem lasse sich nicht über Nacht umbauen, sagte OMV-Chef Alfred Stern bei der Gaskonferenz. „Diese Transformation braucht die Energieunternehmen, die heute am Markt sind, weil dafür enorme Investitionen notwendig sind“, so Stern, nur wenige hätten die Kompetenz und die Ressourcen.
Die Proteste gegen die Konferenz organisiert das internationale Bündnis BlockGas. Erste Aktionen gab es am Wochenende, als unter anderem das General Aviation Terminal für Privatjets blockiert wurde. Die Straßensperre und die Demonstration am Montag waren nicht angemeldet. Die Versammlung wurde von der Polizei, die mit einem Großaufgebot, einer Hundestaffel und der Sondereinheit Wega vor Ort war, aufgelöst. Dabei wurde auch Pfefferspray gegen die Demonstranten eingesetzt. Für Dienstag sind weitere Proteste angekündigt.
Salzburger Nachrichten