Neues AKW in Slowenien vor dem Jahr 2035 unrealistisch

29. März 2023, Ljubljana

Der slowenische Umwelt- und Energieminister Bojan Kumer hat am Mittwoch die Vorwürfe der konservativen Opposition bezüglich einer Verzögerung beim geplanten Bau des neuen Atomkraftwerks in Krško erneut zurückgewiesen. Bei einer Sitzung des Budgetkontrollausschusses im Parlament wies er darauf hin, dass eine Inbetriebnahme im Jahr 2035, wie unter der Vorgängerregierung angepeilt, unrealistisch sei.

Die Sitzung des Ausschusses war vom christdemokratischen Abgeordneten und Ex-Infrastrukturminister Jernej Vrtovec einberufen worden. Unter seiner Leitung hatte das Infrastrukturministerium 2021 grünes Licht für das Projekt des zweiten Atomkraftwerks gegeben. Kurz vor dem Ende der Amtszeit der früheren Mitte-Rechts-Regierung wurde im März 2022 auch das Raumordnungsverfahren gestartet. Vrtovec wirft nun der aktuellen linksliberalen Regierung eine „Verzögerungstaktik“ bei dem Projekt vor und fordert die Beschleunigung der Verfahren. Anträge in dieser Sache, darunter ein formeller Aufruf an die Regierung, das Raumordnungsverfahren zu beschleunigen und dem Parlament vierteljährlich über die Fortschritte beim Projekt zu berichten, wurden bei der Sitzung mehrheitlich abgelehnt.

Minister Kumer versicherte unterdessen, dass sich die Verfahren nicht verlangsamt hätten. Er wies unter anderem auf mehrere Mängel unter der Vorgängerregierung hin. Beim ursprünglichen Zeitplan seien weder die Dauer des Raumordnungsverfahrens noch die Bauzeit realistisch eingeschätzt worden, erklärte er. „Wir möchten verantwortungsvoll und realistisch planen. Wenn wir dafür kritisiert werden, dann werden wir das halt“, sagte Kumer. Der Ziel sei ein finanziell und technologisch begründeter Zeitplan, fügte er hinzu.

Auch der Investor dämpft mittlerweile die Erwartungen. „Angesichts der jetzigen Informationen ist es unrealistisch, dass das Projekt vor Ende 2035 abgeschlossen werden kann“, sagte der Generaldirektor von Gen Energija, Dejan Paravan. Erst jetzt würden im Unternehmen Gespräche mit den potenziellen Lieferanten geführt und konkrete Informationen über die erwarteten Kosten der Investition und die Bauzeiten eingeholt. Der ursprüngliche Zeitplan hätte hingegen nur öffentlich zugängliche Informationen berücksichtigt, erklärte er.

„Slowenien ist absolut ein Kernenergie-Land und wir müssen maximal daran arbeiten, damit es so bleibt. Diese Energiequelle ist zuverlässig, sicher und konkurrenzfähig“, sagte der Minister. Er betonte aber zugleich, dass man sich auch andere Optionen offen halten müsse. Im neuen nationalen Energie- und Klimaplan wird es laut Kumer auch ein Szenario für eine 100-prozentige Energieversorgung mit Erneuerbaren geben. „Wir müssen den Bürgern Alternativen anbieten“, sagte er mit Blick auf mehrere EU-Länder, darunter Österreich, die schwerpunktmäßig auf erneuerbare Energie setzen.

APA

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