Energie wird billiger, Preise steigen trotzdem

3. April 2023
Der Energiekostenzuschuss II könnte sein Ziel verfehlen - Neulengbach, APA/THEMENBILD

Der österreichische Energiepreisindex liegt 1,4 Prozent niedriger als im Jänner. Einzelne Anbieter erhöhen dennoch ihre Tarife für Strom und Gas. Die Energiebehörde E-Control empfiehlt, Preise zu vergleichen.

Eigentlich sollten im Bezug auf die Energiekosten endlich gute Nachrichten folgen. Schließlich kostete Strom laut dem Energieradar des STANDARD am 26. März lediglich um 1,9 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres 2022, bei Benzin sind es 15,9 Prozent mehr, bei Gas gar 14,6 Prozent weniger.

Doch Tarifanpassungen bei den Stadtwerken Klagenfurt und Altverträgen der Wien Energie verursachen gerade höhere Verbraucherpreise. Wie kam es dazu?

In den letzten Tagen wurden in sozialen Medien Bilder von Briefen gepostet, die die Wien Energie verschickt hat. Darin wird eine Erhöhung der Strom- und Gaspreise ab 1. April angekündigt. Betroffen sind neben Personen mit Altverträgen auch jene mit Spezialverträgen, bei denen die Strom- und Gastarife an die höheren Preise der letzten zwölf Monate angepasst werden – genauer an den Österreichischen Strompreisindex und den Österreichischen Gaspreisindex. Meist sei das im Vertrag so vorgesehen, sagt Sandra Matzinger von der Arbeiterkammer.

Auch Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Klagenfurt müssen sich auf höhere Kosten einstellen, denn der Preis für Strom steigt von 13,6 Cent brutto pro Kilowattstunde auf 29,5 Cent und beim Gas von 5,98 Cent auf 11,99 Cent. In der Pressemitteilung der Stadtwerke heißt es, man habe eine Preisanpassung während der Heizsaison bewusst vermieden. Nun werden die höheren Einkaufskosten aber an die Kunden weitergegeben. Die Preiserhöhung erfolgt also gewissermaßen nachträglich und orientiert sich noch an den Spitzenwerten von vor einigen Monaten.

Bessere Angebote

Die Vorgehensweise bei der Preiserhöhung wird dennoch vom Verbraucherschutzverein (VSV) kritisiert. Denn wie beim niederösterreichischen Versorger EVN werden die bestehenden Verträge aufgekündigt, die neuen sind deutlich teurer. Der VSV hält dies für ein Umgehungsgeschäft, weil die Preiserhöhung in eine Änderungskündigung verpackt werde, und will nun in Musterprozessen klären, ob diese Vorgehensweise zulässig ist. In ähnlicher Sache möchte der VSV auch gegen den Verbund vorgehen: Hier wurden die Tarife für Bestandskunden ab 1. März erhöht, für den VSV wurde die Preiserhöhung aber nicht ausreichend gesetzeskonform begründet.

Laut E-Control gibt es am Markt bereits deutlich günstigere Angebote als die neuen Tarife der Wien Energie und der Stadtwerke Klagenfurt. Man empfehle den Betroffenen daher, sich umzusehen, beispielsweise im Tarifkalkulator. Die Preise werden aber voraussichtlich im zweiten Quartal noch weiter sinken, meint E-Control-Experte Leo Lehr. „Wenn man einen bestehenden Vertrag hat, sollte man daher mit einem Wechsel noch etwas abwarten.“

Auch am Markt für Pellets und Brennholz zeigt sich erste Entspannung. Die Preise für Pellets lagen Anfang März nur mehr um 20 Prozent über dem Vorkrisenniveau, im Vergleich zu Oktober fielen sie um 42 Prozent. Das meldete der Branchenverband Pro Pellets Austria. Grund dafür ist einerseits die natürliche Preisschwankung: Im Frühling sind die Preise generell am niedrigsten, besonders nach einem wärmeren Winter wie heuer. Auch die hohen Preise im vergangenen Jahr wurden vom Branchenverband durch die höhere Nachfrage begründet. Andererseits ermittelt die Bundeswettbewerbsbehörde gegen Pelletshersteller wegen möglicher Preisabsprachen. Dazu fanden im Oktober Hausdurchsuchungen statt – und seitdem sinken die Preise wieder.

Für Brennholz liegen die Preise seit Oktober 2022 ungefähr 80 Prozent über dem Vorjahresniveau – im Jänner war ein leichter Rückgang auf 77 Prozent zu erkennen. Dieser Trend setzt sich laut der Energieagentur im Februar mit einem weiteren Rückgang um 2,2 Prozent fort.

Bei der Wien Energie werden die Tarife von jenen 7000 Kundinnen und Kunden erhöht, die der Preiserhöhung im Herbst nicht zugestimmt hatten. Damals hatte Wien Energie alle Tarife auf den neuen „Optima entspannt“-Tarif umgestellt, Kunden blieb lediglich die Möglichkeit, zu widersprechen und damit im alten Tarif zu bleiben.
Nun wird erneut der neue Tarif empfohlen: „Wer in den ‚Optima entspannt‘-Tarif wechselt, zahlt 34 statt 53 Cent pro Kilowattstunde für Strom.“ Bei Gas werde man nur mehr neun Cent pro Kilowattstunde zahlen – eine Ersparnis zum bisherigen Vertrag, wie es heißt.

Kosten bleiben hoch

Der Energiepreisindex, der von der Österreichischen Energieagentur berechnet wird, zeigt generell eine leichte Entspannung – allerdings auf hohem Niveau. Im Februar sank der Indexwert im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Prozent, er liegt aber 30 Prozent höher als im Februar 2022. Verglichen mit 2021 sind die Preise für Haushaltsenergie sogar um 42 Prozent gestiegen.

Am stärksten war der Preisrückgang im Februar bei Pellets (minus 11,7 Prozent), Heizöl (minus 5,3 Prozent) und Brennholz (minus 2,2 Prozent). Auch Strom, Gas und Diesel waren billiger als im Jänner. Fernwärme blieb gleich teuer, während der Preis für Superbenzin um zwei Prozent anstieg.

Der Blick in die Zukunft sei nicht mehr so düster wie im Herbst, sagt Karina Knaus von der Energieagentur. Die Energiepreiskrise sei dennoch nicht vorbei: „Es ist nicht davon auszugehen, dass die Kosten wieder auf das Vorkrisenniveau zurückgehen werden.“

€ 7,13
So viel kosten 15 kg Pellets im März 2023 – 18 Prozent weniger als im Februar.

Der Standard

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