EU sieht auch für 2023 keine Lücke bei Gasversorgung

3. April 2023, Wien

Die OMV könne alle Kunden in Österreich und im Ausland versorgen, versichert Konzernchef Stern bei Gaskonferenz.

„Auf das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereitet sein“ – das ist die Devise der EU-Kommission, wenn es um die Versorgungssicherheit bei Erdgas geht. „Wir sehen derzeit keine Versorgungslücke im Jahr 2023“, sagte der stellvertretende Generaldirektor für Energie, Matthew Baldwin, am Dienstag bei der von Protesten von Klima-Aktivisten begleiteten Europäischen Gaskonferenz (EGC) in Wien. „Aber wir sind noch nicht über dem Berg“, warnte der ranghohe EU-Beamte.

Dass aus jetziger Sicht kein Versorgungsengpass zu befürchten sei, spiegle sich auch in den Markterwartungen wider, sagte Baldwin. Man könne aber die Möglichkeit nicht ausschließen, dass russisches Pipeline-Gas heuer ganz ausbleibt. Ebenso wenig könne man eine ungewöhnliche Kältewelle im April oder Schäden an der Infrastruktur durch Sabotage oder Unfälle ausschließen. Auch könnte sich Chinas Wirtschaft massiv erholen und die globale Nachfrage nach Flüssiggas (LNG) in die Höhe treiben. Eine der Maßnahmen, um einer erneuten Preisexplosion vorzubeugen, ist der gemeinsame Gaseinkauf über eine EU-Energieplattform.

Abhängigkeit von Russland reduziert

Durch eine Reihe beispielloser Maßnahmen sei es der EU im vergangenen Jahr bereits gelungen, die Gasabhängigkeit von Russland drastisch zu reduzieren. „Im Jänner hat russisches Gas nur 7 Prozent der Pipeline-Importe ausgemacht, verglichen mit 50 Prozent im Jänner 2022. „Das russische Gas sei durch eine deutliche Steigerung der LNG-Importe ersetzt worden, vor allem aus den USA, die ihre Exporte nach Europa fast verdreifacht hätten. Der wichtigste Lieferant von Pipeline-Gas in die EU war im Vorjahr Norwegen, das mit einem Anteil von 40 Prozent Russland auf den zweiten Platz verdrängte. Norwegen habe erst in der vergangenen Woche bekräftigt, seine Exporte auch in den nächsten Jahren auf diesem Niveau halten zu wollen.

Allerdings sei auf dem Markt nicht viel überschüssiges LNG vorhanden, es werde nur anders verteilt. Bisher sei Europa bereits und in der Lage gewesen, höhere Preise zu bezahlen als China. Wäre das Angebot noch knapper gewesen, wäre China noch stärker auf Kohle ausgewichen.

Protestaktionen vor OMV-Raffinerie

OMV-Chef Alfred Stern versicherte in seiner Rede bei der EGC, man sei in der Lage und gewillt, die Gasversorgung aller OMV-Kunden in Österreich und im Ausland zu gewährleisten. Das sei durch die Diversifizierung der Quellen, Sicherung der Transportkapazitäten und Auffüllen der Speicher gelungen. „Unser modernes Leben und unser Lebensstandard hängen von der Verfügbarkeit und von der Leistbarkeit von Energie und Gas im Besonderen ab“, sagte Stern. Gleichzeitig müsse man aber die Dekarbonisierung des Energiesystems beschleunigen. Gas werde eine Schlüsselrolle als Brückentechnologie bei der Dekarbonisierung spielen, weil es vergleichsweise geringe CO₂ -Emissionen verursache.
Die Europäische Gaskonferenz findet bereits seit einigen Jahren in Wien statt. Anwesend sind dort vor allem Investoren und Analysten, thematisch geht es um Fragen rund um die Marktsituation bei Gas. Seit Montag laufen Proteste gegen die Gaskonferenz, am Dienstag gab es etwa Aktionen bei der OMV in Schwechat und in der Wiener City beim Veranstaltungsort.

Auch am Dienstag war die Europäische Gaskonferenz in Wien von Protesten begleitet (im Bild Aktivisten von Greenpeace).

Wiener Zeitung