Lienz lässt sich von Tiwag nicht gängeln

3. April 2023
Energiepreise als Bremser - Magdeburg, APA/ZB

25 Cent pro Kilowattstunde will der Energieversorger von der Stadt Lienz. Ein günstigeres Offert könnte nach Ostern folgen.

Etwas wie Osterfriede lag über der Gemeinderatssitzung von Lienz. Oder war es das in Aussicht gestellte Gulasch, wieder traditionell nach der Jahresrechnungssitzung? Jedenfalls ging der Dienstagabend in der Liebburg ohne hitzige Debatten über die Bühne. Angriffe blieben aber nicht aus – und zwar gegen den Tiroler Energieversorger Tiwag. Dieser verlangt derzeit von den Gemeinden 45,019 Cent Arbeitspreis pro Kilowattstunde für ein Jahr. Massiver Druck der Politik, der Kommunen aber auch von Institutionen gegen die Tiwag, zwang diese, bei den Preisen nachzugeben.

„Die Tiwag hat sich bewegt und uns ein Angebot gemacht“, informierte Bürgermeisterin Elisabeth Blanik (SPÖ). Ab 1. Juli bietet sie 25 Cent pro Kilowattstunde bei Abschluss eines Zwei-Jahres-Vertrags. Auch zwei weitere Offerte mit Fixpreisangeboten wurden von der Tiwag vorgelegt. Mögliche aktuellere Preise sollte es erst nach Ostern geben. Blanik polterte: „Die Tiwag will die von uns bevorzugte Variante wissen. Das ist eine unglaubliche Vorgangsweise, wenn erst nach Ostern neuere Tarife vorgelegt werden können.“ Die Fixpreisangebote waren für die Mandatare sowieso indiskutabel. Und die 25 Cent gingen ihnen über die Hutschnur.

Beidieser Summe sprach Blanik von dem „Worst Case“. Als „Sauerei“ bezeichnetet Gemeinderat Franz Theurl die Vorgangsweise der Tiwag: „Der Strompreis geht zurück. Der Tiwag geht es nur um Gewinnoptimierung.“ FPÖ-Gemeinderat Manuel Kleinlercher warf ein: „Das ist eine Frechheit sondergleichen.“ Gemeinderätin Ursula Strobl (Team Lienz) bezeichnete die Okkasion der Tiwag ein „unmoralisches Angebot“. Sie sagte: „Wir können nicht über etwas entscheiden, wenn wir lauter Unbekannte haben.“

Vizebürgermeister Alexander Kröll (ÖVP), auch Direktor der HTL Lienz, brachte das Beispiel, wie die Tiwag mit der Schule umgegangen ist: „Wir hatten vor rund zwei Monaten ein Entscheidungsfenster von zwei Stunden für den Strompreis. Und wir mussten auf 25 Cent auf zwei Jahre eingehen.“ Im Gemeinderat stand fest: Man lässt sich von der Tiwag nicht gängeln.

Die Bürgermeisterin machte schließlich folgenden Vorschlag: „Wir setzen diesen Tagesordnungspunkt jetzt aus und ich berufe nach Ostern, wenn die aktuellen Zahlen vorliegen, sofort eine außerordentliche Gemeinderatssitzung ein.“ Dem schlossen sich die Mandatare einstimmig an.

Kleine Zeitung

Ähnliche Artikel weiterlesen

Strom ist wieder richtig billig – aber nicht für alle

28. März 2024, Wien

Einige Versorger senken die Tarife

28. März 2024

Kelag verdoppelt erneut den Gewinn

19. März 2024

Wien Energie: Die offenen Fragen

7. März 2024, Wien