Lange wurde das Event ignoriert, heute bekämpft
Heuer bringt sie zwar erstmals massenhaft Demonstrantinnen und Demonstranten auf die Straßen – tatsächlich jedoch gibt es die Wiener Gaskonferenz bereits seit vielen Jahren.
Frage: Seit wann gibt es die Konferenz?
Antwort: Erstmals ausgerichtet wurde die führende Gaskonferenz Europas im Jahr 2010 von Clarion, einem in London ansässigen Unternehmen. Der Fokus war damals jedoch ein anderer als heute: Es war eine Art mittelosteuropäischer Gazprom-OMV-Austausch.
Frage: Wo liegt der Fokus heute?
Antwort: Die Themen kreisen heuer um verflüssigtes Erdgas (LNG) und Wasserstoff. Zu Wort kommen dabei Energiekonzerne und Banken. Vertreter und Vertreterinnen von Vattenfall bis OMV, von Blackrock bis Raiffeisen finden sich auf der Rednerliste, auch Abgesandte der EU-Kommission, des deutschen Kanzleramts und des österreichischen Energieministeriums sind unter den rund 250 teilnehmenden Gästen. Als Redner treten etwa Gottfried Steiner, CEO des Central European Gas Hub (CEGH), Jonathan Stern vom Oxford Institute for Energy Studies und OMV-Chef Alfred Stern auf.
Frage: Wann und wo findet die Konferenz statt?
Antwort: Von 27. bis 29. März im Wiener Hotel Marriot.
Frage: Wie viel kostet die Teilnahme?
Antwort: Der Preis beträgt 4000 bis 5000 Euro, je nachdem, wie viele Extratreffen man bucht. Die Konferenz dient nämlich nicht nur dem Wissensaustausch, sondern auch der Vernetzung zwischen Politikerinnen und Politikern mit Wirtschaftsmenschen. Man bezahlt also auch, um Zugang zu den richtigen Leuten zu bekommen.
Frage: Werden die Inhalte der Konferenz öffentlich bekanntgemacht?
Antwort: Im Großen und Ganzen nicht. Die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Zwar wird durchaus berichtet, was prominente Redner sagen. Dass beispielsweise OMV-Chef Stern vor global steigenden LNG-Preisen wegen der steigenden Nachfrage in Asien warnte, wurde international berichtet. Insgesamt gilt jedoch bei der Konferenz die sogenannte Chatham House Rule, eine übliche Regel für derlei Konferenzen: Demnach dürfen die Inhalte des Gesagten zwar verbreitet werden, nicht aber, wer diese geäußert hat.
Frage: Warum die Geheimniskrämerei?
Antwort: Die rigiden Regeln und der Ausschluss der Öffentlichkeit unterscheiden sich grundsätzlich nicht von anderen Veranstaltungen, bei denen hochrangige Personen zusammentreffen. Dieses Jahr herrscht allerdings besondere Vorsicht. Man wolle die Proteste durch offensivere Kommunikation nicht „zusätzlich befeuern“, sagt ein Vertreter der Gasindustrie, der namentlich nicht genannt werden will, dem STANDARD.
Der Standard