US-Beauftragter Kerry – Erwartungen an Weltklimagipfel hoch

4. Mai 2023, Berlin

Nach dem Petersberger Klimadialog sieht der US-Klimabeauftragte John Kerry mit verhaltener Zuversicht auf den nächsten Weltklimagipfel Ende des Jahres in Dubai. „Die Gespräche waren exzellent“, sagte Kerry nach dem zweitägigen Treffen in Berlin Reuters am Mittwoch. „Sie waren extrem konstruktiv.“ Die Vertreterinnen und Vertreter von über 40 Staaten führen nun mit einem „Sendungsbewusstsein“ nach Hause, um bei der Weltklimakonferenz COP28 im Dezember sehr viel zu erledigen.

„Meine Erwartungen sind hoch“, sagte Kerry mit Blick auf den Gipfel unter Präsidentschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Die 28. Weltklimakonferenz sei besonders bedeutsam, „die wichtigste seit Paris“, fügte der ehemalige US-Außenminister unter Präsident Barack Obama mit Verweis auf das Treffen in der französischen Hauptstadt 2015 hinzu. Damals hatten sich 197 Staaten auf ein ehrgeiziges Klimaschutzabkommen verständigt, darunter auch das Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter möglichst auf 1,5 Grad Celsius, aber auf jeden Fall deutlich unter zwei Grad, zu begrenzen.

Neben einer drastischen Reduzierung der Emission von Treibhausgasen sei ein gewaltiger Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich – „sechs Mal so schnell wie heute“, sagte Kerry. Er lobte in diesem Zusammenhang das Vorgehen Deutschlands. Das Ziel, bis 2030 bereits 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen, komme einer Vorreiterrolle gleich. Den Vorschlag von Deutschlands Kanzler Olaf Scholz auf dem Petersberger Dialog, bei der Klimakonferenz in Dubai das globale Ziel zu beschließen, den Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen, begrüßte Kerry. „Deutschland weist hier wirklich den Weg.“

Bei der Rolle Chinas indes sei er sich nicht so sicher, sagte Kerry, der 2004 Präsidentschaftskandidat der Demokraten und dem damaligen Amtsinhaber und Republikaner George W. Bush unterlegen war. Er habe „für die nahe Zukunft“ eine Einladung aus Peking erhalten, um über das weitere Vorgehen gegen den Klimawandel zu sprechen. China ist mit einem absoluten Anteil von 30 Prozent weltweit der größte Emittent von Treibhausgasen, gefolgt von den USA mit rund 14 Prozent. Deutschland rangiert auf dem sechsten Platz mit zwei Prozent.

„Die beiden größten Volkswirtschaften, die größten Verursacher dieses Problems, müssen in der Lage sein zusammenzukommen und daran zu arbeiten, dabei zu helfen, es zu lösen“, sagte Kerry. US-Präsident Joe Biden habe das Treffen mit China autorisiert, aber ein Termin stehe noch nicht fest. Die Regierung in Peking müsse einen Plan vorlegen zur Reduzierung von Methan-Gasen und Fortschritte machen bei der Abkehr der Kohleverbrennung. „Das muss kooperativ sein, unabhängig von anderen Differenzen, die existieren“, sagte Kerry etwa in Bezug auf Chinas Umgang mit Menschenrechten oder den Taiwan-Konflikt. „Das ist kein bilaterales Thema, das ist eine universelle, globale Gefahr für jeden in jeder Nation.“

Ob China letztlich eine konstruktive Rolle spielen werde, darüber sei er sich noch nicht im Klaren, sagte Kerry. Er müsse bei dem geplanten Treffen sehen, „wo wir stehen“. Es sehe aber so aus, als habe China die Pariser Klimaziele noch nicht vollständig akzeptiert, vor allem was die 1,5 Grad betreffe. Vielmehr scheine sich die Regierung in Peking auf zwei Grad zu fokussieren. „Für mich kommt aber nicht in Frage, dass ‚deutlich unter zwei Grad‘ 1,9, 1,8 oder 1,7 heißt.“

APA/ag